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Todesdatum: | 05.01.0919 |
Biographie: | Regierte von ungefähr Mitte 890 bis zu seinem Tode, am 5. Januar 919. Er war ein Verwandter der Bischöfe Salomon I. und II. von Konstanz sowie des alten Herzogshauses der Alaholfinger. Mit seinem ältern Bruder Waldo kam er früh nach St.Gallen an die dortige Klosterschule, wo Notker Balbulus sein Lehrer war. Ungefähr 877 schieden die beiden Brüder von St.Gallen. Waldo kam in der Folge in die Kanzlei Karls III., während Salomon zu seinem Vetter Salomon II. nach Konstanz ging. Beide Brüder besuchten um diese Zeit auch Italien. 885 wurde Salomon Diakon, während er ebenfalls in der Kanzlei Karls des Dicken tätig war; noch 885 wird er Kanzler. Ungefähr 887 trat er in St.Gallen als Mönch ein, nachdem er vorher schon als frater adscriptus öfters dort weilte. Indessen treffen wir ihn nach dem Tode Karls III. als Kaplan in der Kapelle Arnulfs von Kärnten. Anfangs 890, etwa 30 Jahre alt, wird er Nachfolger Salomons II. in Konstanz, wozu ihm neben seiner hohen Befähigung jedenfalls auch seine verwandtschaftlichen Beziehungen verhalfen. Als um diese Zeit Abt Bernhard durch Arnulf abgesetzt wurde, folgte ihm Salomon III. als Abt von St.Gallen nach. Nach andern wurde er freilich Abt ehe denn Bischof; doch ist die Sache unsicher. Jedenfalls liegen die beiden Ereignisse sehr nahe beisammen.
Es war sicher ein politisch klug berechneter Schritt Arnulfs, den in St.Gallen wohlbekannten und sehr beliebten Salomon zum Abte einzusetzen, was ja unter Missachtung des freien Wahlrechtes der Mönche geschah. Nachträglich gestattete der König wohl noch eine Wahl, die natürlich auf Salomon fiel. Im August 890 erscheint Salomon erstmals als Episcopus et abba. Am 2. Juli 892 bestätigt König Arnulf dem Kloster Immunität und freies Wahlrecht, ebenso am 6. Januar 893 Immunität und das Recht des gezwungenen Eides. Kaiser geworden, gewährte Arnulf am 9. August 896 neuerdings eine Bestätigung. Ebenso bestätigte König Ludwig (das Kind) die Immunität am 1. Januar 901 und alle von seinen Vorgängern verliehenen Privilegien am 24. Juni 903. Ein gleiches tat später König Konrad I. am 14. März 912. Zum ersten Mal bestätigte auch ein Papst, nämlich Sergius III., am 8. März 904 St.Gallen das Recht der freien Abtwahl und alle von Königen und Kaisern verliehenen Privilegien. Die durch Johann X. am 23. Februar 920 (also nach Salomons Tod) erfolgte Bestätigung wird als unecht betrachtet.
Zahlreich sind die königlichen Schenkungs- (resp. Tausch- und Bestätigungs-)Urkunden aus der Zeit Salomons. So stammen von König Arnulf die Urkunden W. II. (682), 694, 695, 698, 708, 716; von König Ludwig W. II. 724, 730, 735, 740, 741, (748), 755; von Konrad I. 765, 768, 769. Unter den Schenkungen Ludwigs ist vor allem jene des Klosters Pfäfers an Salomon zu erwähnen, da Salomon am 28. Dezember 909 diese Abtei unter gewissen Bedingungen an St.Gallen übertrug. König Berengar schenkte am 1. Juni 904 das Kloster Massino am Lago Maggiore ebenfalls an St.Gallen. Auch sonst flossen die Schenkungen unter Abt Salomon nochmals zahlreich, um freilich nachher immer mehr zu versiegen. Von den unter Salomons Regierungszeit fallenden St.Galler Urkunden beschlagen 87 Schenkungen, Tausch, Kauf und Verkauf u. dergl. Das letzte Mal wird Salomon urkundlich am 7. März 917 erwähnt.
Für die Rechte seines Stiftes trat Salomon sehr entschieden ein, wenn auch die diesbezüglichen Ausführungen Ekkehards unzuverlässig sind. Wir finden ihn häufig beim Hofe, wo er sich der besondern Gunst Arnulfs erfreute. Unter der schwachen Regierung Ludwigs stieg sein Einfluss noch mehr; war er doch aufs engste befreundet mit dem Reichsverweser Hatto von Mainz, wie mit dem Erzieher des Königs Adalbero von Augsburg. Es fehlte ihm indessen, so sehr er seinen Vorteil zu wahren wusste, nicht an einem offenen Blick für die Schäden und Schwächen dieser Regierung. Gegen Ende der Regierungszeit Ludwigs trat er wieder als Kanzler auf. Als solchen finden wir ihn auch unter Konrad I., der unter ihm St.Gallen besuchte. Er stand in den Wirren, die in die Regierung dieses Königs fallen, treu auf Seite des Königs, obwohl die Familie der Alaholfinger, die Konrad besonders zu schaffen machte, mit dem Kloster St.Gallen sehr enge befreundet war. Ob diese Vorgänge, in deren Verlauf Salomon sogar einmal gefangen wurde, wie Meyer annimmt, eine vorübergehende Trübung der Beziehungen Salomons zu St.Gallen zur Folge hatte, wird von andern bezweifelt (Ladewig). Dass Salomon in den Jahren 914-17 aus den St.Galler Urkunden verschwindet resp. dass vom 23. Mai 914 bis zum 7. März 917 überhaupt keine St.Galler Urkunden mehr vorliegen, mag ganz andere Ursachen haben. Auch die Anwesenheit Salomons am Hofe, die anderweitig belegt ist , mag dies erklären. Jedenfalls war das Verhältnis gegen Ende des Lehens, wie aus den testamentarischen Schenkungen hervorgeht, wieder gut.
Salomon war auch schriftstellerisch tätig. Ungefähr um 906 schildert er in einem Gedicht an Bischof Dado von Verdun die zerrütteten Zustände des Reiches, in einem weitern Gedicht an den nämlichen Freund betrauert er den Tod seines Bruders Waldo, gestorben am 18. Mai 906 als Bischof von Freising. Diesem Gedichte legte er auch einige Trostgedichte bei, die der St.Galler Mönch und Bibliothekar Walthram an ihn gerichtet hatte.
Wahrscheinlich in St.Gallen liess Salomon anno 909 das prachtvolle Psalterium schreiben, das später nach Bamberg kam. Über Salomons Tätigkeit als Schönschreiber vergl. das unten angeführte Zeugnis Ekkehards, der uns zugleich Aufschluss gibt über die damals in St.Gallen so hochstehende Kunst eines Tutilo und Sintrams. Unter den Gelehrten glänzte vor allem Notker Balbulus (gest. 912). Den Kirchenschatz von St.Gallen bereicherte Salomon mit Büchern, Gefässen und kostbaren Gewändern. Als er den Tod herannahen fühlte, bezeugte er nochmals seine besondere Vorliebe für St.Gallen, das unter ihm eine ähnlich glänzende Stellung einnahm wie gleichzeitig die Reichenau unter ihrem Abtbischof Hatto (von Mainz, 888-913).
Salomon starb am 5. Januar 919, wie heute wohl allgemein feststeht, während man früher das Jahr 920 als Todesjahr angenommen hatte. Er wurde in seiner Bischofskirche zu Konstanz bestattet. Ekkehards Urteil sei hier zunächst angeführt: «Raro autem deinceps homo videndus est, in quem largitor omnium bonorum tantum suorum congerat donorum. Erat enim homo praeter decore faciei dotem et stature procere, doctus et disciplinatissimus, scribendi lingua manuque artifex, lineandi et capitulares literas rite creandi prae omnibus gnarus – ut in apicibus L et C longi evangelii primis videre est, quas episcopus, ut ajunt, probans, quid in talibus adhuc posset, lineans aurificabat – metro primus et coram regibus plerumque pro ludicro cum aliis certator; dicendi, praeter quod naturalis ei commoditas inerat, artifex erat, in palatinis et sinodicis eque valens conciliis, in eo loco, quo apostolus prophetas ponit, nemo nobilior illo, adeo ut raro in gradibus stans orator ille vehemens auditoribus promptis lacrimas non eliceret ... Post elemosinarum cottidianas et pedum lavacri exhibitiones commessator pro tempore, loco et personis hilaris erat et jocundus, prodigus nunquam, Mariae et Pelagii et Galli sui et Otmari, ut dicere solebat, singularis dilector, in quorum etiam, ut ajebant, nominibus deficiens exspiravit (cap. 28).»
Diesem Urteil sei das Ladewigs angereiht: «Aus den Quellen ist Salomon in hohem Grade plastisch zu erkennen und auch entsprechend dargestellt worden. Bemerkenswert erscheint seine Gelehrsamkeit, die in St.Gallen genährt, sich die Unterstützung dahin gerichteter Bestrebungen nachweislich angelegen sein liess. Sein kirchlicher Sinn, der sich in mehrfachen Gründungen von Kirchen, in Anwesenheit bei kirchlichen Festen zeigt. Sein persönliches Interesse für die ihm anvertrauten Stellen, welches ihn, wie es die unter den Karolingern herausgebildeten Verhältnisse zwischen Reichsregierung und Clerus mit sich brachten, zwar seine Vortheile wahrnehmen lässt, aber durchaus im Anschluss an das Reich, als dessen Mitglied er, obgleich Geistlicher, persönlich in den Kampf einzutreten sich nicht scheut. Durch seine Stellung in der Canzlei finden wir ihn lange Jahre an den wichtigsten Vorgängen im Reich betheiligt und in vielen Verbindungen. Auch ihm hat die Tradition, wie seinem Freunde Hatto, in gewissem Benehmen ein hinterlistiges Verhalten zur Last gelegt, mit ebensowenig Grund. Und in schönem Gegensatz dazu steht sein Bild in der Geschichte des deutschen Mittelalters, umzogen von dem goldenen Widerschein der guten alten Zeit, die Ekkehart so schwer in seiner Gegenwart vermisst.» |
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