Purchart (II.) (-17.07.1022) (Personen\St.Gallen, Äbte)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungPurchart (II.)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Todesdatum:17.07.1022
Biographie:Begann seine Regierung nach dem 22. Mai 1001 und starb am 17. Juli 1022.

Purchart war ein Neffe Ekkehards I. Als Knabe kam er nach 973 zur Herzogin Hadwig auf den Hohentwil, wo er die Fürstin durch seine Stegreifverse ergötzte. Im Liber Promissionum begegnet uns der Name mehrfach.

Purcharts Regierung, die jedenfalls bald nach dem Tode Kerharts, 22. Mai 1001, begann, begrüssen die Annales Sang. maj. mit den Versen:

Purchardo nostras dominus commisit habenas
Quippe viro jam tunc sibimet per cuncta parato.

Aus seiner Regierungszeit liegt, ausser der Bestätigung der Immunität durch Heinrich II. vom 17. Juni 1004 , kein urkundliches Material vor. Er stellte vor allem die Ökonomiegebäude des Klosters wieder her, das er auch sonst erweiterte. Purchart war auch sehr besorgt um die Hebung und Förderung der Klosterzucht. Mehrere Güter zog er wieder an sich; ebenso wehrte er sich – wie Ekkehard in den Casus c. 124 andeutet – gegen gewisse Ansprüche der Konstanzer Kurie, besonders wegen der Erzpriester. Den Kirchenschatz bereicherte er ähnlich wie einst Ymmo. Freilich wurde gerade der Kirchenschatz (wahrscheinlich 1022) gefährdet durch einen Einbruch, über den uns ein Brief an den gerade beim König in Italien weilenden Abt Aufschluss gibt. Die Diebe wurden erwischt, und die geraubten Sachen kamen wohl alle wieder zurück.

Der Chronist kann sich kaum genug tun in Schilderung der glücklichen Zeiten, die St.Gallen unter Purchart – im Gegensatz zu denen unter Kerhart – sah, wo die Mönche eher Engeln als Menschen glichen. Besonders blühte unter Purchart die Dichtkunst auf, wie ja damals in Notker Labeo einer der glänzendsten Vertreter st.gallischer Wissenschaft lebte. Aber auch Lehrer, wie Erinbert, Ruodpert, glänzten damals in St.Gallen, das unter Purchart II. noch eine schöne Nachblüte erlebte.

Anfangs November 1021 schloss sich der Abt dem Zuge Heinrichs II. nach Unteritalien an. Auf dem Heimwege brach im Heere in Mittelitalien eine Seuche aus, der Abt Purchart am 17. Juli 1022 erlag, wie uns die Continuatio, in Übereinstimmung mit dem Necrologium, Hermann d. Lahmen und den Annales Sang. maj., die diesen Abt das «elegantissimum sanctae ecclesiae speculum» nennen, berichten. Auch zwei seiner Mönche, die den Abt begleitet hatten, Immo und Purchart, erlagen der Seuche.

St.Gallen, wo die Seuche auch hinkam, zählte in diesem Jahre nicht weniger als 10 Tote, darunter Notker Labeo (29. Juni), wie die Annales sagen: «nostrae memoriae hominum doctissimus et benignissimus».

Purchart selber wurde in Franchon Munstere – wie die deutsche Übersetzung nach der Contin. lauten soll – bestattet. Der ungenannte Schreiber der Contin. will das Grab selber aufgesucht und daselbst erfahren haben, dass sich wunderbare Begebenheiten dort ereigneten.

Die Regierungszeit Purcharts wird in den verschiedenen Äbtekatalogen bald auf 20, bald 21 Jahre angegeben, was etwas zu wenig ist.

Für die grosse Verehrung, die Purchart in Sankt Gallen genoss, zeugt auch Ekkehard IV. Epitaph:

Noli sorte pari functurus stare gravari
et requiem miro poscere rite viro.
Alter item Troades Heinrich obsedit Achilles
turribus elatos, bellilgerarc catos.
Quem clerus sequitur, monachorum vis comitatur
his mage confisus vincere militibus.
Vicit et abbatem, lacrimor venerabilitatem,
Purchardum vita pars rapit aestifera.
In sextis decimus Augusti, Galle, kalendis
saeva tibi famulus damna gemit populus.
Addunt maiores Purchardus et Ymmo dolores
cum comitum flendo veste sacri numero.
Omnibus his cantum pro defunctis vigilantum
luctus solamen sacrificabis amen.