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Biographie: | Begann seine Regierung nach dem 6. Juli 1167 – war von 1171 bis zum März 1179 zugleich Bischof von Chur – und trat als Abt am 4. Februar 1199 zurück. Er starb am 12. April zwischen 1200 und 1204.
Auf Werinher folgte Ulrich IV., Freiherr von Tegerfeld. Diesem Geschlechte gehörte auch Konrad II. von Konstanz (1209-1233) an ; ebenso war sein zweiter Nachfolger, Heinrich von Klingen, ein Verwandter.
Ulrich erscheint 1166 und 1167 als Propst. Sonst erfahren wir nichts von ihm. Seine Wahl zum Abte muss in das Jahr 1167 gesetzt werden; denn wie wir sehen werden, trat er, Bischof von Chur geworden, 1179 von diesem Amte zurück, nachdem er es acht Jahre bekleidet hatte, also seit 1171, vorher war er aber schon drei Jahre Abt gewesen. Das führt aufs Jahr 1168. Sein Vorgänger starb aber am 6. Juli des Vorjahres, und somit darf die Wahl wohl in die zweite Hälfte von 1167 verlegt werden. Die Wahl erfolgte nicht nur einmütig , was ja auch bei der des Vorgängers der Fall gewesen war, sondern sie erwies sich auch als eine sehr glückliche: «nil aliud quam modestiam, pietatem et misericordiam, mansuetudinem et humilitatem circa ipsum vigere notavi.» Der Schreiber erfuhr selbst seine mildtätige Gesinnung. Daneben hielt Ulrich auf gute Klosterzucht.
Nach gut dreijähriger Regierung wurde Ulrich 1170/71 zum Bischof von Chur bestellt. Dort war Bischof Egino, der im Kampfe zwischen Alexander III. und Barbarossa auf Seite des Kaisers gestanden war, gestorben. Die Erstarkung der päpstlichen Partei führte wohl zur Berufung des St.Galler Abtes, der freilich die Bischofsweihe, wie es scheint, nie empfing. Ulrich begann in Chur den Neubau der Domkirche, deren Chor unter ihm am 2. Juni 1178 durch einen Bischof Berno eingeweiht wurde. Im März 1179 nahm Ulrich am dritten Laterankonzil teil, wo er als letzter der sieben aus der Mainzer Kirchenprovinz anwesenden Bischöfe erscheint. Durch Bestimmung des Konzils wurde die Vereinigung mehrerer Kirchen in einer Hand streng untersagt. Ulrich sah sich darum in Rom vor die Wahl gestellt, entweder Chur oder St.Gallen aufzugeben. Er verzichtete darum auf Chur, wo Bruno ihm folgte. Nach St.Gallen 1179 zurückgekehrt, bemühte sich Ulrich vor allem, die unter seinem Vorgänger dem Kloster entfremdeten Güter zurückzugewinnen und dessen Rechtsverhältnisse sicher zu stellen. Die Einkünfte und den Unterhalt der Brüder verbesserte er, wie mehrfache Stiftungen aus seiner Zeit zeigen. Den Armen, Witwen und Waisen war er ein gütiger Vater. Ebenso kümmerte er sich um die verschiedenen Siedlungen frommer Frauen, die er u. a. auch mit Kelchen beschenkte. Es gelang ihm, einen bedeutenden Schatz anzulegen. Um diesen gegen allfällige Verschleuderung unter einem unfähigen Nachfolger sicherzustellen, übergab er ihn der Obhut einiger zuverlässiger Brüder. Furcht vor kommenden neuen Verwicklungen mag dabei umso mehr mitgespielt haben, als im Reiche 1198 eine zwiespältige Königswahl vorgefallen war, die neue Unruhen befürchten liess.
Hochbetagt resignierte Ulrich schliesslich, wie er schon lange im Sinne gehabt hatte, am 4. Februar 1199 auf die Abtei. Das Äbteverzeichnis gibt Ulrich eine Regierungsdauer von 32 Jahren, 20 Wochen und 4 Tagen, was ungefähr stimmen mag.
Urkundlich erscheint Ulrich IV. erstmals 1170. 1188 machte er auf Bitten seines Bruders Luther eine Lichterstiftung in den Salvators- und Marienkapellen. Unter ihm erneuerte Erzbischof Konrad von Mainz 1188 die alte Verbrüderung zwischen Mainz und St.Gallen. Der Befehl Cölestins III., einem gewissen Kleriker Wernher die St.Leonhardskirche in St.Gallen zu übertragen, bildet das letzte Aktenstück aus der Regierung Ulrichs IV.
Abt Ulrich starb am 12. April eines ungenannten Jahres. Das Todesjahr kann frühestens 1200 sein; denn er lebte noch unter seinem zweiten Nachfolger, Heinrich II., starb aber vor dessen Tode (16. Dez. 1204), wie aus der Contin. cas. c. 34 hervorzugehen scheint und wie es sich vor allem aus der Jahrzeitstiftung des Dompropstes und spätern Bischofs von Konstanz, Konrad von Tegerfelden, vom 27. Juni 1204 ergibt. Dieser übertrug nämlich ein von ihm gekauftes Gut in Pfyn den Chorherren in Konstanz, damit u. a. auch «in anniversario Uodalrici abbatis Sancti Galli, nacione de Tegirvelt» den Chorherren gewisse Entschädigungen verabreicht würden. |
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