von Ramstein, Heinrich (IV.) (-22.07.1318) (Personen\St.Gallen, Äbte)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
Bezeichnungvon Ramstein, Heinrich (IV.)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

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Todesdatum:22.07.1318
Biographie:Begann seine Regierung nach dem 11. Oktober 1301 und starb am 22. Juli 1318.

Heinrich von Ramstein wurde vor 1230 geboren. Er war wohl mit Abt Berchtold von Falkenstein verwandt, unter dem er ins Kloster kam. Er ist jedenfalls einer der vier Heinrich, die 1270 unter den Konventualen sich fanden. Namentlich wird er erstmals 1275 genannt als einer der vier zu Rumo v. Ramstein haltenden Mönche; 1278 und die folgenden Jahre erscheint er als Portarius. 1287 tritt er mit zwei seiner Mitbrüder als Kläger gegen Abt Wilhelm bei König Rudolf auf. – Sein Bruder Diethelm war Rektor der Kirche zu Ulm; er erscheint seit 1279 mehrfach in St.Galler Urkunden. Über die Verwandtschaft der beiden Brüder zu Abt Rumo einerseits und zu Abt Albrecht von Ramstein von der Reichenau anderseits steht nichts fest.

Heinrich war indessen 70 Jahre alt, als er gewählt wurde. Freilich stellten zwei Konventualen einen Gegenkandidaten, Ulrich von Trauchburg, auf, der sich ebenfalls um die Abtei bemühte. Darüber gab es zunächst Streit und Zwist, bis der Gegner schliesslich mit Einkünften und Versprechungen abgefunden ward. Ulrich blieb nach wie vor Kammerer. Auch den Bischof von Konstanz brachte Heinrich auf seine Seite; freilich musste er ihm Wurmlingen übergeben. Dafür confirmierte ihn der Bischof und erteilte ihm in der Stiftskirche zu Stein a. Rh. die Abtweihe. Auch sein Bruder Diethelm hat Heinrich in diesem Ringen um die St.Galler Inful wacker unterstützt.

Heinrich suchte vor allem der gewaltigen Schuldenlast Herr zu werden, einerseits durch viele Veräusserungen, wie die noch vorhandenen Urkunden bezeugen, anderseits durch Auflegen von neuen Steuern. «Vor im ward nie unerbarmherziger apt armen lüten,» sagt der Chronist. Am 7. Dezember 1301 empfing er von König Albrecht in Heilbronn die Regalien. Schon damals hätte er vom König sehr gerne die Vogtei als Pfand erhalten, aber Albrecht gab sie ihm nicht, zumal die Bürger von St.Gallen dagegen arbeiteten: «was in meclich vorcht». Durch sein Regiment machte sich der Abt bald so verhasst, dass er dem Drängen der Konventualen nachgeben und seinen Bruder Diethelm zum Pfleger auf drei Jahre bestellen musste. Dieser erscheint als solcher erstmals am 25. Okt. 1303 ; doch war der Abt nachweisbar noch am 22. November in St.Gallen. Nachher zog er gegen Luzern, um nach Italien zu gehen, wurde aber, wie es heisst, durch die Bitten der Ministerialen bewogen, umzukehren. Schon am 31. Januar 1304 urkundet Heinrich wieder in Elgg, dann ging er auf die Burg bei Appenzell. Am 22. Juni 1304 ist er wieder in St.Gallen und nimmt die Geschäfte wieder persönlich an die Hand. Von Wichtigkeit war die von 1306 auf 1307 zustandegekommene Vereinbarung mit den Habsburgern über die Niederlegung von Schwarzenbach und den Wiederaufbau von Wil. Die Vogtei über Wil wollte freilich der König behalten. Ein weiter nicht bekanntes Geschäft mit Ulrich von Klingenberg führte den Abt Ende April 1308 zu König Albrecht nach Baden. Am Tage nachdem der Abt den Herrscher verlassen, ward dieser ermordet, am 1. Mai 1308. Heinrich fürchtete neue Unruhen und rüstete, doch blieb alles ziemlich ruhig. Dafür nützte Heinrich die Zeit bis zur Neuwahl eines Herrschers in seinem Gebiete umso ungehinderter aus. Nicht weniger als acht Mal soll er bis zum Erscheinen des königlichen Stellvertreters im März 1309 sein Land besteuert haben. Endlich kam, von dem am 27. November 1308 gewählten Heinrich VII. von Luxemburg gesandt, anfangs März 1309 Dietegen von Castel, der im Namen des Königs den Eid entgegennahm. Nun erhielten die geplagten Leute wieder etwas Ruhe. Im gleichen Jahre halfen Heinrichs Mannen bei der Belagerung der Schnabelsburg (am Albis), die dem Königsmörder von Eschenbach gehörte. Beim neuen Herrscher erscheint Heinrich am 17. April 1309 in Basel und im Mai oder Juni in Konstanz. Er suchte die Vogtei an sich zu bringen, erreichte aber sein Ziel nicht. Ebenso war ein erneuter Versuch im April oder Mai 1310 in Zürich wieder vergebens. Hingegen bestätigte ihm Heinrich am 17. April 1309 drei Briefe des Königs Ludwig (854), Kaiser Ludwigs (861) und Heinrich II. (1004). Ebenso erlangte er am 1. Mai 1310 die Rückgabe der Vogtei über Wil. Als der König im Herbst 1310 (29. September bis 4. Oktober) in Bern weilte, warb der Abt nochmals, aber wiederum vergebens um die Vogtei. Heinrich zog sodann nach Italien; aber selbst hier liess ihm der Abt keine Ruhe. Seine Boten fanden den König in Lodi und erreichten am 22. April 1311 wenigstens, dass der König ihm jährlich 100 Mark aus den Einkünften der Reichsvogtei St.Gallen bis zur Abzahlung jener 1300 Mark verschrieb, um welche König Adolf die Vogtei an Abt Wilhelm verpfändet hatte. So hatte der Abt wenigstens etwas erreicht.

Über St.Gallen aber brach am 23. Oktober 1314 ein furchtbares Unglück herein; Kloster und Stadt gingen in Flammen auf; nur sechs Häuser blieben erhalten. Abt Heinrich gab dem Propst Heinrich von Lupfen und dem Stadtbürger Konrad Kuchimeister den Auftrag, das Münster wieder aufzubauen.

Um die Mitte 1316 begann der Abt, der bereits über 90 Jahre alt war, zu kränkeln. Er hielt sich meist in Wil auf und bemühte sich noch in seinen letzten Tagen, einige Pfänder zu lösen. Im Mai 1318 kehrte Heinrich nach St.Gallen zurück; ein todkranker Mann. Er starb am 22. Juli 1318 nach hartem Todeskampf. Was er besass, zwei Pferde und 50 Mark aus dem Erlös von Kleinodien, gab er an den Münsterbau. Er wurde neben Abt Wilhelm in der sogen. dunkeln Kapelle mit grossen Ehren begraben. Er hatte 18 Jahre weniger 12 Wochen regiert. Vielsagend sind Kuchimeisters Worte über diesen Mann: «Nun helf im Got, won vor im was enhain grimmlicher apt sinen gotzhus lüten» (c. 79).