Von Montfort, Rudolf (III.) (-28.03.1334) (Personen\St.Gallen, Äbte)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungVon Montfort, Rudolf (III.)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Todesdatum:28.03.1334
Biographie:Pfleger vom 17. April 1330 bis zum 25. Oktober 1333.

Nach dem Tode Hiltbolds erlebte St.Gallen aufs neue das Schauspiel einer zwiespältigen Wahl. Es waren noch fünf Konventualen da. Von diesen hielt einer zum Kustos Ulrich von Enne, dessen Geschlecht seit 1315 die Burg Grimmenstein zu Lehen hatte. Zwei waren für Berchtold von Falkenstein, der sich urkundlich «korherr» zu St.Gallen nannte. Dieser hatte sich schon am 7. April 1328 der Hilfe des Ritters Ulrich von Ramswag und der Burg Ramswag versichert: «ob er drin und druss kriegen welte, untz das er ze apt ze sant gallen bestätet wurde». Es wiederholte sich auch die alte Geschichte, jede der Parteien suchte sich der Ministerialen und Bürger zu versichern. Alle Bemühungen, die Streitenden zu versöhnen, waren umsonst, und so wurde die Angelegenheit vor Johannes XXII. nach Avignon gebracht.

Nach Vadian wäre allerdings eine Einigung dahin zustande gekommen, dass man den Konstanzer Bischof, Rudolf von Montfort, zum Pfleger wählte. In Wirklichkeit bestellte Johannes XXII. am 17. April 1330 Rudolf von Montfort zum Pfleger von St.Gallen , freilich nur für solange, bis die zwiespältige Wahl entschieden wäre. Die Verleihung von St.Gallen sollte jedenfalls für den Bischof eine Entschädigung dafür bedeuten, dass er dem Papst im Kampfe gegen Ludwig den Bayer so treu zur Seite gestanden. Auch dem Herzog Otto von Österreich machte der Papst am 18. April Anzeige von dieser Verfügung. Am gleichen Tage wurde Bischof Rudolf aufgefordert, treu zu Österreich zu halten. Urkundlich erscheint Rudolf erstmals als Pfleger am 8. August 1330.

Rudolf war ein Sohn des Grafen Rudolf I. von Montfort-Feldkirch. Er studierte in Bologna und wurde 1310 Dompropst in Chur. Am 9. September 1310 ernannte ihn Bischof Siegfrid von Chur auf zehn Jahre zu seinem Stellvertreter. Am 19. März 1322 bestellte Papst Johann XXII. ihn zum Bischof von Chur, nachdem der größere Teil der Domherren ihn gewählt hatte. Schon am 1. Oktober 1322 aber erfolgte durch den Papst seine Versetzung nach Konstanz, freilich unter Beibehaltung des Churer Sprengels. Als Inhaber dieser beiden Diözesen war Rudolf die mächtigste Stütze des Papstes und des Hauses Österreich in unsern Landen: Am 12. Juni 1325 enthob ihn der Papst der Verwaltung von Chur, dafür bekam er nun die der Abtei von St.Gallen.

Als Friedrich von Österreich 1330 gestorben war, kam es zu einer Aussöhnung zwischen den Habsburgern und Ludwig dem Bayern. Auch Bischof Rudolf blieb darum nicht viel anderes übrig, als auf Ludwigs Seite zu treten. Durch Vertrag vom 2. Juni 1332 versprach der Bischof dem Kaiser, seine und des Bistums und Klosters Reichslehen (nach Pfingsten 1333) innerhalb eines Jahres zu empfangen. Ludwig versprach dafür seinerseits dem Bischof seinen Schutz gegen den Papst. Dieser politische Wechsel zog nämlich Rudolf die Ungnade des Papstes zu; er wurde mit dem Banne belegt. Auch die Enthebung von der Abtei Sankt Gallen, die der Papst ohne nähere Angabe der Gründe den 25. Oktober 1333 verfügte , steht jedenfalls mit diesen Vorgängen in Beziehung. Von der getroffenen Änderung machte der Papst am 14. Dezember auch den Vasallen des Stiftes Mitteilung. Urkundlich erscheint Rudolf am 16. Mai 1333 zum letzten Male als Pfleger. «Es war gedachter bischof Ruodolph mit allem dem gottshaus, sondern auch dem bistumb gar nützlich, dann er in seiner regierung vil abgelöst, was von seinen vorfahren versetzt worden». Rudolf scheint ohne weiteres dem vom Papst bestellten Nachfolger, Hermann von Bonstetten, Platz gemacht zu haben. Er starb übrigens bereits am 27. oder 28. März 1334.