von Arx, Ildephons (Urs Josef Niklaus) (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
Bezeichnungvon Arx, Ildephons (Urs Josef Niklaus)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

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Informationsbereich

Geburtsdatum:03.10.1755
Todesdatum:16.10.1833
Biographie:Geboren am 3. Oktober 1755 als Sohn des Urs von Arx und der Anna Maria von Rohr. Er besuchte zunächst die Elementarschulen seiner Vaterstadt, kam 1769 nach St.Johann und 1771 nach St.Gallen. Profess 24. Juni 1774. Subdiakon 13. Juli 1777; Diakon 2. April 1778; Priester 7. Juni 1781. Primiz 17. Juni 1781.

In seinen ersten Priesterjahren wirkte P. Ildephons im Auftrag des Abtes besonders für die Durchführung der Normalschulen; so hielt er 1785 darüber Predigten in Gossau und Andwil, in Magdenau eröffnete er im November 1785 einen eigenen Lehrkurs für sechs Schulmeister und vier Knaben. Am 9. März 1786 bemerkt der Abt: «Habe R. P. Ildephonsum ex consilio als Beneficiatum der St.Sebastianpfrund zu Altstetten bestellet, daß er unter diesem praetext die Kind, welche freywillig ihme zugeschickt würden, in der normal unterweisete; nichts desto weniger aber R. P. Parocho verhilflich seye in cura animarum, in concionando etc. – Ich möchte halt gehrn, so ganz verlohrener weis, die Altstetter und andere Rheinthaler zu der normal schuhl und neu aufgelegten catechismo bringen, welch beiden Stucken sie sich bis anhin widersetzt haben.» Von Altstätten kam er – da die Sache offenbar nicht recht gedeihen wollte – am 21. Dezember 1786 nach Neu St.Johann. Anfangs Januar 1787 finden wir ihn in Peterzell, wo er wieder einen Lehrkurs für die Schulmeister von Peterzell, Hemberg, Kappel und Mogelsberg erteilte; die Schwierigkeiten waren aber auch hier gross. Am 23. November 1787 kehrte er nach St.Gallen zurück. In dem berühmten Kapitel vom 17. September 1788, wo Abt Beda seine Gegner – zu denen möglicherweise auch P. Ildephons zählte, sein Name wird zwar nicht genannt – ausserhalb des Klosters versetzte, kam er als Pfarrer nach Hemberg.

«Schon als junger Religiose verlegte er sich mit entschiedener Vorliebe auf das Quellenstudium der vaterländischen Geschichte und auf die demselben entsprechenden Hülfswissenschaften. Durch die Umstände begünstigt, erhielt er bald auch den Zutritt ins Archiv, dessen kostbare Urkundenschätze seiner Wißbegierde und seinem Forschungstrieb eine reichhaltige Nahrung darboten und den Entschluß, die st.gallische Stifts- und Landesgeschichte nach diesen Quellen selbständig zu bearbeiten, in ihm zur Reife kommen ließen. Seine ebenfalls in jüngern Jahren zum Selbststudium angelegten diplomatischen Collektanea erregten selbst die Aufmerksamkeit des berühmten Philipp Ernst Spieß, als derselbe auf einer gelehrten Reise (1788) auch das Stift St.Gallen besuchte.» «Aus dem dasigen Archiv – heißt es in der Beschreibung dieser Reise – hat sich der Herr P. Aldefons ab Arx eine schätzbare Sammlung von Handschriftproben, die in Urkunden von Jahrhundert zu Jahrhundert vorkommen, gemacht, die mich sehr ergötzte. Er besitzt auch ausgezeichnete Siegel, Monogrammen, Canzler- und Notarienzeichen. Zu meinem wahren Betrüben wurde dieser vortreffliche Mann, dem man das Archiv hätte anvertrauen sollen, noch während meiner Anwesenheit auf eine Landpfarrei versetzt.»

Am 8. September 1789 wurde er Pfarrer in Ebringen, wo er bis zum 7. Oktober resp. 26. November 1796 wirkte. Dann wurde er seit dem 2. Dezember 1796 Archivar in St.Gallen. Als solcher half er das Archiv flüchten. Am 30. Juli 1797 wurde er Mitglied der Interims-Regierung. Im August 1798 finden wir ihn in Ebringen, im Oktober in St.Trudpert. Dann kehrte er wieder nach St.Gallen zurück, wurde aber am 4. Januar 1799 ebenfalls über die Grenze geschafft. Der Abt wollte ihn am folgenden Tage nach St.Trudpert schicken, doch P. Ildefons erklärte ihm, dass er, da das Stift aufgehoben sei, ihm nicht mehr zu gehorchen habe. Er ging dann aber doch wieder nach St.Trudpert, kehrte jedoch bald wieder in die Schweiz zurück, wo er die Pfarrei Grub versah. Am 19. September 1799 wurde er Gehilfe des kranken Statthalters P. Josef in Wil. Doch schon Ende des Monats musste er fliehen und kam am 29. September nach Neu-Ravensburg. Von hier sandte ihn der Abt am 19. September 1802 nach Solothurn und Bern, um dort für die Erhaltung des Stiftes zu wirken. Kurze Zeit war er darauf in Lostorf bei Olten, welchen Aufenthalt er benutzte, um das Archiv seiner Vaterstadt zu ordnen und sich mit deren Geschichte zu beschäftigen. Schon Ende 1802 war er aber in St.Gallen. Am 16. Juli 1803 lud ihn die Regierung ein, «ad interim» als Beichtiger nach Berg Sion zu gehen. Am 31. August 1803 wurde er sodann zum Pfarrer in Grub ernannt. Am 30. April 1804 kam er nach St.Gallen, um dort beim Auspacken des Archivs behilflich zu sein. Er wurde am 1. September 1804 mit der Ordnung des Archivs in St.Gallen betraut. Nach der endgültigen Aufhebung des Stiftes ersuchte er die Regierung am 19. Juni 1805, als er ihr die «Erklärung» zustellte, seine Pension im Kanton Solothurn verzehren zu dürfen, fügte aber bei: «Im Falle aber, daß meinem Wunsche nicht könnte entsprochen werden, würde ich mich dennoch dadurch gemeinnützig machen, daß ich eine ausführliche Geschichte des Kantons St.Gallen und nebenhin ein Historisches, Geographisches Lexicon über alle Ortschaften eben dieses Kantons verfassen und zum Drucke befördern würde. Aus der Druckschrift: Die Ursachen der Aufhebung des Stifts St.Gallen, derer ich mich hier der Hochlöbl. Regierung als Verfasser erkläre, kann Hochselbe entnehmen, ob und wiefern ich eine solche Geschichte zu liefern im Stande wäre.» In der Folge wurde er 1805 dem Archivar Konrad Meyer als Gehilfe beigegeben. Damals schrieb er seine Geschichte des Kantons St.Gallen, die seinen Ruf als Historiker begründete. Zugleich wirkte er als Seelsorger im Zuchthaus. 1813 wurde ihm die Leitung des Priesterseminars übertragen, dessen Vizeregens er schon vorher war. 1817 wurde er Mitglied der katholischen Erziehungskommission. Anfangs 1824 wurde er zum Stiftsbibliothekar ernannt. 1825 erfolgte seine Berufung in das Domkapitel; zugleich war er Mitglied des geistlichen Rates. Er starb am 16. Oktober 1833 und wurde in St.Fiden begraben, wo heute noch folgendes Epitaph an ihn erinnert:

«D. O. M. Memoriae Ildephonsi ab Arx, Oltensis Eccles. Cathedr. Canonici et Capitularis Monrii Sti Galli, Seminarii Clericor. Regentis, Historiographi Pagi Sangallensis, Armarii Diplomat. et Bibliothecae Custodis. De veterum Manuscriptorum ibidem asservat. felici indagine, De Eruditorum Germaniae summa observantia, De Studia colentium Cleri et Concivium Veneratione Et sua in Pauperes Benevolentia Vivit celeber, candidus, integer, pius. Ann. LXXVIII. Obiit XVI. Octobr. MDCCCXXXIII. R. I. P.».
Schriften:a) Gedruckte:

1. Die Ursachen der Aufhebung des Stiftes St.Gallen. In zwei Briefen. Annonym. 1805, 8° (Nach Morel).

2. Geschichten des Kantons St.Gallen. 3 Bände. 1810 bis 1813. St.Gallen. I. XVI, 554 S. II. VI, 665 S. III. VIII, 669, LV S. – Dazu: Berichtigungen und Zusätze, 1830.

3. Geschichte der Herrschaft Ebringen. Von Josef Booz, Pfarrer zu Ebringen, dem Druck übergeben. Freiburg i. Br. Wangler. 1800, 8° (Nach Morel).

4. Geschichte der Landgrafschaft Buchsgau, mit Hinsicht auf den Hauptort Olten. Gedruckt . . . (Nach Morel).

5. Scriptores rerum Sangallensium edente Ildef. ab Arce. In Monumenta Germaniae. Ed. Pertz. Tom. II. p. 1-183. 1829. Fol.

6. Reimchronik des Appenzellerkrieges, mit Anmerkungen und Erläuterungen herausgegeben. St.Gallen, Wegelin und Kätzer. 1825, 8°.

7. Tagebuch des P. Ildefons von Arx von 1790-1796. Historische Mitteilungen. Monatsbeilagen zum «Oltener Tagblatt». 1911.

8. Erlebnisse des P. Ildephons von Arx, O.S.B., als Pfarrer von Ebringen im Breisgau, nach seinen Tagebuchaufzeichnungen von 1789-1796. Von Hermann Oechsler im Freiburger Diözesan-Archiv, Band 28, 1900, S.102-130.

b) Ungedruckte:

l. Copien und Excerpte einiger diplomatisch wichtiger und seltenen Membranen und Urkunden. Band 150 des Stiftsarchivs St.Gallen.

2. Epistolae ad Albertum de Bonstetten. 88 Briefe in dreifacher Kopie, davon eine von P. Ildephons. Mscr. 1428, Papier 2°, 308 S. (Sch., p. 479).

3. Catalogus monachorum S. Galli. Enthält nur die Namen aus dem Liber Promissionum. Mscr. 1433, Papier 2°, 40 S. (Sch., p. 480).

4. Geschichte des Kantons St.Gallen. Autograph. Mscr. 1438-1440. Papier 4°. – Eine Kopie des ersten Buches durch P. Mauritius Hohenbaum van der Meer von Rheinau befindet sich im Rheinauer Archiv Einsiedeln R 237. Eine weitere Kopie dieses ersten Teils, nebst Katalog der St.Galler Äbte und Ortsregister zu Neugarts Cod. Diplomat. Alemann. und dem Codex Traditionum findet sich in Mscr. 1441, Papier 4°, 234 S. (Sch., p. 481, der dazu bemerkt: von Arx hatte schon als junger Klostergeistlicher in den ersten achtziger Jahren Collectana aus dem Stiftsarchiv unter dem damaligen Archivar Deicola Custor gemacht und eine Klostergeschichte entworfen, die er später, als er zweimal [1796 und 1804] selbst das Archiv übernahm, zur Kantonsgeschichte erweiterte).

5. Historische Lieder über Abt Caspar und Abt Ulrich Rösch. Gesammelt aus dem Stiftsarchiv von Ildephons von Arx, mit Anmerkungen. Gedruckt bei Lilienkron Histor. Volkslieder. II. 163, I. 441, II. 276, 278, 281 (s. o.). Am Ende Kopie einiger Fabeln Bonders aus Cod. Nr. 643. – Mscr. 1481. Papier 2° (Sch., p. 487).

6. Adelsregister nach der Folge der St.Gall. Aebte von 1162-1360 u. bis 1472. – Verschiedene St.Gall. Geschlechtsnamen, aus dem Archiv, von 1230-1638. – Toggenburgischer Adel; St.Gall. Dienstleute, Festungen und Ortschaften. Aus dem Stiftsarchiv St.Gallen gesammelt von P. Ildephons v. Arx. – Mscr. 1486, Papier 4° (Sch., p. 487).

7. Geschichte der Herrschaft Ebringen, aus alten Urkunden gezogen, im Jahre 1792. Mscr. 1300, Papier 4°, unpag., vorn die Silhouette des Verfassers (Sch., p. 445). Siehe oben gedruckte Schriften.

8. Catalogus codd. manuscriptorum bibliothecae S.Gallensis. Inventarium über Nr. l-1399 der Handschriften, mit Angabe der Ursprungszeit, des Schreibmaterials, der Seitenzahl, des Einbandes, der wichtigsten Contenta, samt den ersten und letzten Worte des Codex. Autograph von 1827. Mscr. l402, Papier 2°, Maj. 268 S. (Sch., p. 474).

9. Scriptores rerum Sangallensium. Die Casus S. Galli der IV Autoren und die Annales majores aus den Original-Handschriften kopiert, die deutschen Casus des Kuchimeisters aus dem Abdruck der Helvet. Bibliothek Zürich. 1736. Bd. V, p. 3. Mit Anmerkungen von P. Ildephons v. Arx. – Mscr. 1406, Papier 2°, 342 S. u. 92 S., nebst einer Anzahl unbezifferter Seiten (Sch., p. 475).

10. Supplementum cum notis ad Codicem Traditionum auctore P. Ildeph. ab Arx. Enthält Redditus, Census, Servitia mensae S. Galli und Wörtererklärungen. Mscr. 1407 b. Papier 2°, 87 Bll. (Sch., p. 476).

Zusammen mit P. Nepomuk Hauntinger fand P. Ildephons v. Arx von 1774-1781 eine Reihe von Fragmenten, die er teils von Bucheinbänden loslöste, teils sonst entdeckte. Er sammelte sie 1828 in Bände, fügte Anmerkungen bei und widmete das ganze Werk seinem Jugendfreunde P. Johann Nepomuk. Diese Veterum Fragmentorum Manuscriptis Codicibus detractorum collectio umfasst die Handschriftenbände 1394-1399; deren genaues Verzeichnis siehe bei Scherer p. 456-487.

Nach Weidmann hat v. Arx einige seiner diplomatischen Schriften dem Kloster St.Urban käuflich überlassen (p. 206, Anm. 485). – In Luzern, wo sich die Bestände von St.Urban befinden, ist aber nichts bekannt.
Geographische Angaben:aus Olten