Hungerbühler, Magnus (Jakob Moriz) (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungHungerbühler, Magnus (Jakob Moriz)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Geburtsdatum:01.11.1732
Todesdatum:08.10.1811
Biographie:Geboren am 1. November 1732. Eltern: Johann Hungerbühler und Anna Maria Brühlmann. Profess 16. Oktober 1749. Subdiakon 24. Mai 1755; Diakon 7. September 1755; Priester 26. März 1757. Primiz 11. April 1757.

P. Magnus wurde am 5. November 1759 Lehrer der Poesie, nachdem er vorher die höhere Syntax inne hatte. Am 6. Mai 1761 wurde er Professor der spekulativen Theologie; er hielt am 18. Juni 1762 und am 2. Juli 1764 Disputationen ab. Am 21. Oktober 1767 wurde er Lehrer der griechischen Sprache, am 6. September 1769 Professor beider Rechte. Am 9. August 1771 erfolgte seine Ernennung zum Pfarrer von Ebringen. Von dort kehrte er, seines schwachen Zustandes wegen, am 27. Juni 1774 nach St.Gallen zurück. Am 30. Dezember 1775 wurde er Beichtiger in St.Georgen, am 3. November 1776 Subprior. Von 1774 bis 1780 war ihm auch die Obsorge für die Bibliothek anvertraut. Am 2. Februar 1781 wurde er Dekan. Als solcher ging er am 17. November 1781 nach St.Gallenberg bei Glattburg, um dort Friedhof und Kloster zu benedizieren; am 13. November 1782 benedizierte er auch das Kirchlein und las darin die erste hl. Messe. Als Dekan war er Regierungs- und Pfalzrat, Lehenratspräsident, Visitator der Frauenklöster. Am 9. Mai 1783 wurde er als Dekan «ob defectum sanitatis et virium» entlassen und zum Statthalter in Wil ernannt. – Er stand auf Seite des Abtes bei den innern Wirren und war gegenüber den Aufständischen in den 90er Jahren für Entgegenkommen; wir finden ihn darum auch am 20. Mai 1795 in der Kommission, die mit ihnen unterhandeln sollte.

Er blieb bis zum 4. Juli 1798 auf seinem Posten in Wil und übernahm dann am 23. September 1799 die Beichtigerstelle im dortigen Frauenkloster St.Katharina. Vorübergehend kam er anfangs 1800 nach Mehrerau, wurde aber am 9. August 1800 von der Verwaltungskammer wieder als Beichtiger nach Wil berufen. Er erhielt am 11. Oktober 1803 eine Pension von 2 Fr. pro Tag bewilligt (K.A.R. 147,2). Ein Verwandter von ihm, Pfleger und Sonnenwirt Joh. Bapt. Hungerbühler in Sommeri, verwandte sich 1807 (18. März) für ihn bei der Regierung, dass er seine Pension überall, auch ausser dem Kanton, geniessen könne. – Doch starb P. Magnus in Wil am 8. Oktober 1811. – Ein Bruder, Joseph Anton, war Pfarrer in Romanshorn. Eine Schwester, Gertrud, trat 1751 zu St.Wiborada in St.Georgen, eine andere, Felizitas, zu St.Katharina in Wil ein.

Weidmann (p. 169/70) sagt von P. Magnus: «Dieser Gelehrte von einer gründlichen wissenschaftlichen Bildung, von feinem Geschmacke und gesunder Kritik trat als Bibliothekar in die Fussstapfen des vortrefflichen Pius Kolb, dem Studium der handschriftlichen Schätze des Alterthums sich weihend, und bereicherte dessen Katalog der Manuscripta mit mehreren Bemerkungen und Zusätzen. Ein unermüdeter Freund literarischer Forschungen, theilte er seine Ansichten und Entdeckungen anspruchslos gern auch Andern mit, und eines seiner größten Verdienste bestand unstreitig darin, daß er zwei der ausgezeichnetsten Männer, die Bibliothekare Hauntinger und v. Arx in das Heiligthum der gelehrten sanctgallischen Vorwelt eingeführt, dafür begeistert und ausgebildet hat.»

«Von seiner Verbindung mit auswärtigen Gelehrten zeugt unter Anderm die Herausgabe der Reden des heil. Bischofs Maximus von Turin aus dem in römischen Uncialen geschriebenen Codex des siebenten Jahrhunderts, Nr. 188. Schon der grosse Mabillon hat in seinem Museum italicum mehrere Reden aus dieser Handschrift mitgetheilt; Papst Pius VI. ließ diesselbe ganz copiren und die meisten der darin befindlichen Reden in der schönen Ausgabe der Werke des heil. Maximus ans Licht treten, welche D. Eugen v. Levis, ein Turiner Prior, 1784 zu Rom veranstaltet hat.» P. Magnus gehörte auch sonst zu den Wohltätern der Bibliothek, der er 66 fl. schenkte.
Schriften:a) Gedruckte:

1. Selectus opinionum. Typis pr. mon. S. Galli 1764. 4°, 19 S. Nach Scherer Nr. 281. (Grolig).

2. Hexaemeron id est opus sex dierum. Typis pr. mon. S. Galli 1766. 4°, 14 S. Nach Scherer Nr. 282. (Grolig).

3. Praeliminaria ad Ss. Theologiam. Typis pr. mon. S. Galli 1767. 4°, 7 S. Nach Scherer Nr. 283. (Grolig).

P. Magnus hielt feierliche Disputationen ab: 1756, 62, 64, 65, 67, 69; es wurden wohl jedesmal Thesen gedruckt, doch haben sich nur obige erhalten.

4. Ehren-Rede auf das Jubel-Fest und fünfzigjähr. Priesterthum desz hw. u. gnä. H.H. Nikolaus, desz vierten dieses Namens, Abbten d. hochlöbl. und uralten Gottshauses Fischingen, in hochansehnlich. und zahlr. Versammlung vorgetragen. M. Genehmigung d. Oberen. Gedr. im f. Gottesh. St.Gallen. 1774. 4°, 19 S. – Staatsarchiv St.Gallen, Sammlung Wegelin 24/14.

b) Ungedruckte:

1. Verlauf des sogen. Kreuzkrieges und dahero entstandenen Streitsache zwischen dem Gottshause und der Stadt St.Gallen Anno 1697 bis 1698. Aus wahren Urkunden, Protokollen, Briefen und Handschriften beschrieben von Pater Magnus Hungerbühler der Zeit Subprioren und Chronographen. 1779. Band 170 des Stiftsarchivs.

2. Chronicon Rerum Monasterij S. Galli sub Leodegario Bürgisser. Tom. I. authore R. P. Magno Hungerbühler, Chronographo et Bibliothecario, anno 1775. Reicht nicht über 1696 hinaus; fand leider keine Fortsetzung. Band 192 des Stiftsarchivs St.Gallen.

3. Acta et documenta betreffend Abt Leodegarium. Fol. Band 361 des Stiftsarchivs St.Gallen.

4. Acta Capitulationis Mediolanensis ordine chronologico digesta. Addita etiam bellorum atque Foederum succincta historia, quae in reipublica Helvetica cum eodem statu intercesserunt. Tom. I. ab anno 1373 ad annum 1618. (Die Sammlung beginnt erst mit 1508). Zusammengestellt und mit ergänzenden Notizen versehen von P. Magnus Hungerbühler. 1780. Band 770 des Stiftsarchivs St.Gallen.

5. Acta Hispanica seu Caesareo Mediolanensia ab anno 1618 ad annum 1654, quo Pius Abbas decessit. Tom. II. Band 771 des Stiftsarchivs St.Gallen.

6. Acta des Kreutz-Krieges von Anno 1697 den 5. Mai bis Anno 1698 den 29. Sept. Gesammelt und mit einem histor. Register versehen von P. Magnus Hungerbühler, Subprior Anno 1779. (Reichhaltigste Materialiensammlung zu diesem Handel; Wegelin). Band 1019 des Stiftsarchivs St.Gallen.

7. Extract und Notanden-Buch über die der Statthalterei Wyl zuständigen Erblehenhöfe, Güter und Liegenschaften. Band 1413 des Stiftsarchivs St.Gallen.

8. Orationes ad studiosos von 1762. Mscr. 1589. Papier 4°, unpag. (Sch., p. 496). Sicher ist die Zugehörigkeit dieser Handschrift nicht, aber wahrscheinlich.

9. Felix omen ex adventu optatissimo Reverendissimi ac Cel. S. R. I. Principis ac Domini Dni Maximiliani Christophori Ecclesiae Constantiensis Episcopi Domini Augiae et Oeningae, Hospitis clementissimi. Oratio habita in Conventu S. Galli abs A. R. D. Magno Hungerbühler p. t. Subpriore anno D. 1779 die 19. Augusti. – Stiftsarchiv St.Gallen R 29 F 4/5.

10. De viris illustribus S. Galli in den Miscellanea van der Meers. – Rheinauer Archiv Einsiedeln R 91 III. p. 236 bis 285.

Weidmann bemerkt, dass er mehrere Schriften hinterlassen hätte, doch sei ungewiss, wo sie hingekommen seien.

Die Collatio des Maximin von Turin ist oben erwähnt.
Geographische Angaben:von Sommeri, Kt. Thurgau