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Geburtsdatum: | 11.04.1729 |
Todesdatum: | 25.11.1797 |
Biographie: | Geboren am 11. April 1729 als Sohn des augsburgischen Notars Josef Anton Berchtold und der Maria Franziska Blank. Profess 21. Mai 1747. Subdiakon 19. September 1750; Diakon 5. Juni 1751; Priester 22. September 1753. Primiz 29. September 1753.
P. Ulrich wurde zunächst Professor der Philosophie. Als solcher hielt er 1760 und 1761 feierliche Disputationen ab; am 16. August 1757 wohnte er einer solchen in Fischingen bei. Am 6. Mai 1761 aber, «weilen er ad speculationes nit also guett erfunden worden, hab ich ihn ad Bibliothecam propter linguam Hebraicam et graecam, deren Er ziemlich Notitiam hat, determiniert, damit er dem kränklichen P. Pio auxiliari, von deme er in eruditione viles erlehrnen kann.» Am 12. Mai 1762 wurde er zum Nachfolger des verdienten Pater Pius als Bibliothekar bestellt. Zugleich war er Regierungs- und Pfalzrat; ebenso wurde er auch geistl. Rat. Am 29. Mai 1765 begleitete er den Abt zur Abtwahl nach Mariastein; er war damals bereits Notarius Apost. Von 1771-1777 finden wir ihn als Beichtiger in Wonnenstein. Am 28. Januar 1777 bestellte ihn Abt Beda zum Statthalter in Disentis, wo damals die Verhältnisse wieder sehr schwierig waren. Zugleich mit P. Ulrich, der Administrator in «temporalibus» sein sollte, ging auch P. Joachim (s. d.) dorthin als Subprior und «Superior in spiritualibus». Im Mai 1778 kam P. UIrich nach St.Gallen und Einsiedeln, um beiderorts über die Zustände in Disentis zu referieren. Schon Mitte Juli 1779 musste er aber endgültig, vom Abte heimberufen, nach St.Gallen zurückkehren; denn das Kapitel von Disentis hatte über seine Verwaltung – wie auch über die seines Gefährten – Klage erhoben. Es hiess, P. Ulrich hätte 17'000 fl. zurückgemacht; «Deus bone! wie das möglich in zwei Jahren 17'000 fl. hinderschlagen», rief Abt Beda aus. Mit der Sanierung der Verhältnisse in Disentis beschäftigten sich die Äbte am 20. Oktober 1779 auf einer Versammlung in Muri; dort stellte es sich heraus, dass P. Ulrich «nur 8000 fl.» Schulden gemacht habe, die aber Abt Beda zu zahlen versprach, «damit St.Gallen nit vor der ganzen Welt zu schanden werde. O! Administrator! Deus ei parcat!» – Am 4. März 1781 wurde P. Ulrich Kellerherr in St.Gallen. Am 29. September 1783 verfügte sich der Abt mit «H. Decan und P. Ulrich auf Roschach ad Examen aus der Normalschull, welches nachmittag in Anwesenheit villen Volkhs in der Kirchen gehalten wurde; ich und iedermann war sehr vergnügt, indeme die Kind in Zeit 7 Wochen von R. P. Beda (Bracher) von Neresheim und einem neresheimischen Schulmeister sehr villes und wohl gelehrnet.» Zum 2. Dezember 1789 bemerkt Abt Beda: «ist etwas geschehen, da so bald nit mehr geschehen wird, es ist nemlich R. P. Ulrich Berchtold auf Rom gereiset, non negotiorum causa, sed ex devotione; ich habe solches gestattet, weil er mich unaufhörlich darum gebetten, und meine, auch anderer Vorstellungen ihn nit haben abwendig machen können. Es wird hoffentlich zur Ehre Gottes sein! Der Aufenthalt in Rom gefiel P. Ulrich so gut, dass er am liebsten für immer dort geblieben wäre. Im Herbst 1790 kehrte er wieder heim. Er wurde hierauf Küchenmeister in Rorschach. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in stiller Zurückgezogenheit. Er wurde freilich im Sommer 1797, als die Gärung sehr hoch gestiegen war, als Vermittler gerufen, aber richtete beim Volke, bei dem er früher in sehr grosser Gunst gestanden, nichts aus. Er wurde am 30. Juli 1797 noch Mitglied der Interimsregierung, starb aber schon am 25. November 1797. Man nannte ihn nur den Galgen-Pater, weil er gewöhnlich als Auströster zu den Sterbenden gerufen wurde. – Abt Pankraz bemerkt zu seinem Tode: «Heute starb unser Pater Ulrich Berchtold, ein alleweg Besonderer und unternehmender Mann, der aber in seinen Entwürfen unglücklich und für das Gotteshaus schädlich war: wie Er im Leben ausserordentlich war, so zeigte er auch im Tod eine beispiellose Geduld, daran sich alle höchstens erbauen, und auf einen seligen Tod schliessen müssten. R. I. P.».
Weidmann sagt von ihm (p. 163): «P. Ulrich, eine kleine, unansehnliche Gestalt und beinahe ein anderer Aesop, ragte über eine grosse Anzahl der Geistlichen an seltenen Kenntnissen und guten Eigenschaften hervor. Er hatte überhaupt etwas Originelles an sich und verstand die Kunst, Jedermann durch Freundlichkeit und gefällige Sitten zu gewinnen. Im gelehrten Fache war er besonders der griechischen und hebräischen Sprache kundig. P. Ulrich hatte sich nachher um das Bauwesen des neuen Bibliotheksaales und um die Anschaffung vorzüglicher Werke und Handschriften, besonders der Tschudischen Sammlung, sehr verdient gemacht; sein Name muss der Vergessenheit entrissen und in den Jahrbüchern der Bibliothek mit Ruhm genannt werden.» Aus Rom brachte er das Werk Magnan's mit: «La ville de Rome etc.,» in vier Bänden. – Ein Bruder, P. Siardus, war Praemonstratenser in Schussenried. |
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