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Geburtsdatum: | 04.10.1712 |
Todesdatum: | 22.04.1762 |
Biographie: | Geboren am 4. Oktober 1712 als Sohn eines Bäckers. Er besuchte wohl zuerst die Stiftsschule zu St.Mangen in Füssen, bevor er am 26. September 1725 als Diskantist nach St.Gallen kam. Profess 14. September 1731. Subdiakon 4. Juni 1735; Diakon 17. März 1736; Priester 17. November 1737. Primiz 30. November 1737.
P. Pius scheint von Anfang an besonders für die Seelsorge verwandt worden zu sein. Wir finden ihn als Prediger in St.Gallen (1738) und in Bernhardzell. Am 5. August 1739 wurde er mit P. Innozenz auf 14 Tage nach Rorschach zum dortigen Pfarrer P. Aegidius geschickt, um sich in die praktische Seelsorge einführen zu lassen. Heimgekehrt, wurde er Kinderkatechet oder Schattenpfarrer, vom Abte am 30. April 1740 in diesem Amte bestätigt. Am 6. Oktober 1741 schickte ihn der Abt zur Erholung, wegen den anlässlich der Benediktion geleisteten Arbeiten, nach St.Johann; dort blieb er in der Folge als Lehrer der lateinischen und deutschen Dichtkunst. Am 9. Dezember 1743 wurde er heimberufen. Schon am folgenden Tage erhielt er den Auftrag, nach Disentis zu gehen, als Lehrer der Grammatik. Am 15. Dezember verreiste er dorthin. Im Juli 1746 kehrte er zunächst nach St.Johann zurück; er hatte geschwollene Füsse. Am 21. Oktober 1746 wurde er in St.Gallen Lehrer der Rhetorik. Doch hatte er allem Anschein nach nur einen einzigen Schüler; denn am 21. Januar 1747 wurde er zum Unterbibliothekar ernannt, «da der Knab, dem er die Rhetorik tradiert, ad Poesin gethan worden». Am 4. Mai 1755 nahm ihn der Abt als Begleiter mit nach Mariastein. Am 14. Oktober 1756 erfolgte seine Ernennung zum Bibliothekar und damit kam P. Pius in das eigentliche Feld seiner Wirksamkeit. Nicht nur kam er hier mit bedeutenden Männern in Berührung, sondern er erwarb sich durch seine Studien auch eine tiefgründige Kenntnis der alten Handschriften, über die er einen – für seine Zeit ausgezeichneten – Katalog anlegte (s. u.). Er fand bei diesem Studium u. a. auch die Auslegung des hl. Beda über den Propheten Isaias, ebenso den zweiten Teil des Commentar des Walafrid Strabo über die Psalmen. Auch die Bibliothek und das Münzkabinett erfuhren durch ihn eine reiche Vermehrung. Vergebens bemühte er sich freilich, jene Handschriften, die nach 1712 in Zürich geblieben waren, zurückzuerhalten. Am 1. September 1759 wurde er Mitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften. Mit ihrer Hilfe hoffte er seinen Handschriftenkatalog drucken lassen zu können; doch zerschlugen sich die angeknüpften Unterhandlungen. Da Abt Cölestin den Bau einer neuen Bibliothek beschloss, wurden die Handschriften nach Rorschach gebracht, wohin auch P. Pius ging. Dort lernte er den spätern hochberühmten Abt von St.Blasien, Martin Gerbert, kennen, der kam, um St.Gallens Schätze zu bewundern. P. Pius sah die Vollendung der neuen Bibliothek nicht mehr. Er kam am 29. März 1762, an Auszehrung leidend, nach St.Gallen zurück. Diese Krankheit führte am 22. April 1762 sein Ende herbei. «Hat sehr vil in Bibliotheca laboriret, war auch in antiquitatibus eruditissimus. Ist schad vor sein erudition.»
Weidmann schliesst seine ausführliche Lebensbeschreibung mit den Worten: «P. Pius Kolb war unstreitig einer der ersten Gelehrten der Schweiz. Er zeichnete sich vorzüglich durch seine gründlichen Kenntnisse in der Diplomatik und Kritik, in der Geschichte der Kirche und ihrem Lehrsatze, jener der heiligen Väter und der Concilien aus. Als Ordensmann widmete er auch eine große Aufmerksamkeit ältern klösterlichen Einrichtungen und der kirchlichen Liturgie und gewann darin ausgebreitete Einsichten. Nichts schien ihm theurer und heiliger zu sein, als die Lichter der Vorwelt, die grossen Männer St.Gallens, vom neunten bis zwölften Jahrhundert; daher sein Reichtum an geschichtlichen Daten, sowohl über Ereignisse, als Personen gedachten Stiftes. Von ganzem Herzen der Lehre seiner Kirche zugethan, trachtete er seine Ansichten darin immer zu erweitern und zu befestigen und brachte es auf einen solchen Grad von Erkenntnis, dass ihn Lehrer der Gottesgelehrtheit darin zu Rathe zogen. Wahr ist's, Kolb liebte die Polemik ein wenig, und zog gerne im kleinen Kriege gegen die Protestanten zu Felde; aber war dies nicht Geschmack und Übung seiner Zeit, und benahmen sich hin und wieder Reformierte gegen Katholiken wohl besser?
Von Kolbs klassischer Bildung in der Literatur der alten Griechen und Römer ist bereits oben gesprochen worden, und unnöthig wäre es auch, von seinen unsterblichen Verdiensten um die Stiftsbibliothek sowohl, als um die ganze gelehrte Welt noch etwas zu erinnern, da sein vortreffliches Handschriftenverzeichnis jedem Forscher des Alterthums gleichsam das sehende Auge und die leitende Hand ist . . . .» |
Schriften: | 1. Bibliotheca S. Galli: Scriptores Monasterii S. Galli; dabei: Index codicum Mscr. qui occasione ultimi belli Helvetici de Anno 1712 Monasterio S. Galli ablati fuere. – Stiftsarchiv, Band 233. (S. Weidmann, Verzeichnis der im Jahre 1712 nach Zürich abgeführten und nicht zurückgegebenen sanctgallischen Handschriften nach einem Zürcher Verzeichnis p. 23).
2. Ilias in nuce. Verzeichnis der wichtigsten gedruckten Bücher der Stiftsbibliothek. Beigebunden in Mscr. 1280, das den von P. Hermann Schenk angelegten Handschriftenkatalog enthält, in dem P. Pius die spätern Signaturen beigefügt hat.
3. Bibliotheca Vetus Manuscripta Monasterii S. Galli Registrata . . . a F. Pio Kolb, Bibliothecario 1759. 2 Bände. Voran eine Epistola autoris ad Bernardum Abbatem Desertinensem, nebst einer Reihe Dubia. Der erste Band enthält Classis I.-V., der zweite VI.-XVI. Authograph von 1759. Mscr. 1281 und 1282. Papier 2°, unpag. Die Reinschrift findet sich in Mscr. 1400 und 1401; ebenfalls von P. Pius 1759 geschrieben. 602 und 541 S. (Sch., p. 411 und 473/74; vgl. die Würdigung Scherers über diesen Katalog). (Haller II. 72).
Handschrift 1283 enthält das Commercium epistolare P. Pii Kolb; dabei 88 lateinische Briefe an P. Kolb von 1750-1762; 21 deutsche Briefe an ihn von 1748-1762 und 19 Briefe von ihm aus den Jahren 1755-1762. Die Aufzählung der Korrespondenten s. Scherer, p.442 und die Würdigung des Briefwechsels bei Weidmann, p. 270-359.
Die von Weidmann aufgeführte Arbeit: Kurze Beschreibung oder kleine Chronika des Gotteshauses St.Katharina Ord. S. Dom. bei Wyl. Bis 1608. Fol. 1759 scheint nicht mehr vorhanden zu sein. |
Geographische Angaben: | von Füssen |
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