Lieber, Plazidus (Josef Anton) (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungLieber, Plazidus (Josef Anton)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Geburtsdatum:08.10.1701
Todesdatum:14.09.1765
Biographie:Geboren am 8. Oktober 1701 als Sohn des 1712 enthaupteten Untervogtes Christoph Lieber von Magdenau. Bernhard Bluom von Inzenberg (Toggenburg) versah an ihm die Vogtstelle. Er kam am 13. Oktober 1719 nach St.Gallen. Profess 16. Oktober 1721. Subdiakon 31. Juli 1723; Diakon 1. April 1724; Priester 6. April 1726. Primiz 22. April 1726.

P. Plazidus wurde am 18. November 1726 Unterarchivar, am 22. September 1728 aber Archivar. Als solcher wurde er am 20. Dezember 1728 Apostolischer Notar. Im August 1733 hatte er im Auftrage des Abtes die Landmarchen gegen Appenzell hin zu bereinigen, wobei ihn die Appenzeller, wie Abt Josef bemerkt, «mit schümpflichen Worten abspeisen wollten.» Von 1728 bis 1737 versah er auch die Stelle eines Kapitelssekretärs. Am 20. März 1734 wurde er Küchenmeister. Als solcher wurde er am 6. Oktober 1734 nach Neu-Ravensburg geschickt, um die dortige Herrschaft zu bereinigen. Am 28. Januar 1735 wurde er Statthalter P. Roman als Gehilfe beigegeben. Am 16. Juli erhielt er den Auftrag, mit andern das Archiv zu registrieren. Am 7. März 1737 erfolgte seine Ernennung zum Statthalter in St.Gallen. Als solcher verwandten ihn die Äbte Josef und Cölestin II. sehr viel in geschäftlichen Angelegenheiten des Stiftes. Er leistete ausgezeichnete Dienste, bis er im Januar 1764 an einem Katarrh erkrankte, der die Ärzte das Schlimmste befürchten liess. Am 17. Januar erlitt er sodann einen Schlagfluss, der ihn links vollständig lähmte. Doch besserte sich sein Zustand wieder so, dass er am 4. März wieder beim gemeinsamen Tische erscheinen und seit dem 3. Juni wieder an den Beratungen teilnehmen konnte. Jedoch kränkelte er immer etwas; so bekam er am 10. Dezember 1764 die Gichtern, erholte sich aber wieder. Am 13. September 1765 stellte sich Erbrechen und am folgenden Tage ein Schlag ein, der seinem Leben ein Ende machte; 14. September 1765. «Er hat dem Gotteshaus sehr viele und grosse dienst gethan, indeme er die Statthalterey 27 Jahr mit grossem Nutzen administrirt, auch in Sprüch und Verträgen ein lebendiges Archiv ware, indeme er das Archiv mit grosser mühe und arbeit quoad documenta eingericht. Gott gebe Ihme den ewigen Lohn.»

«Als Vorstand des Archivs erwarb er sich bleibendes Verdienst durch die neue und schöne Einrichtung des st.gallischen Urkundenschatzes, die allermeist unter seiner Direktion zustande kam. Den Archivdienst, neben welchem er zugleich die Stelle eines Konvent-Küchenmeisters (Archimagyrus) versehen hatte, vertauschte er im Jahre 1737 mit dem wichtigcn Amte eines Statthalters zu Sankt Gallen, in welchem er sich besonders durch die treffliche, mit grossem Fleiss und Mühe ins Werk gesetzte Einrichtung des Ehrschatzwesens um das Gotteshaus St.Gallen ebenfalls wesentlich verdient machte. Ausserdem, dass er in der Eigenschaft als Archivar und später noch im Marchenwesen und daherigen Differenzen mit Benachbarten gute Dienste leistete, ward von seinen Obern auch zu wichtigen politischen Geschäften und Sendungen gebraucht. Bei den mit Zürich und Bern wiederholt abgehaltenen Toggenburgischen Konferenzen war er einer der Abgeordneten von Seite des Stiftes; als solcher wirkte er mit zu dem 1755 errichteten Baden'schen Traktat wegen des Mannschaftsrechtes und zum Abschluß der Frauenfeldischen Vermittlung von 1759, durch welche die erwünschte Beilegung des Toggenburgischen Streitgeschäftes endlich erzielt wurde.»
Schriften:1. Protocollum der gehaltenen Session deren Herren Ehrengesandten Lobl. IV. Schirmorthen in Streitsachen zwischen dem Stift St.Gallen und der Stadt Wyl bey dem Congress zu Rorschach anno 1733. Concept von P. Plazidus. Band 1241 des Stiftsarchivs St.Gallen. Über diesen sogen. Wilerhandel gehen die Bände 1218-1241 des Archivs.

2. Extract aus den Pfalzraths-Protokollen seit Anno 1604; Enthaltend die für und wider die Statthalterei St.Gallen ergangenen Urtheile und Bescheide, hinsichtlich Steg und Weg, Brunnen und Wasserleitungen, Güter, Zins, Zehenden, Ehrschatz und andere zerschiedene Rechtsamen des Gotteshauses St.Gallen. Zusammengetragen auf Veranstaltung des damaligen Statthalters P. Plazidus L. Anno 1740 (fortgesetzt bis 1795). Mit Index, Band 939 des Stiftsarchivs St.Gallen.

P. Plazidus war Besitzer der Handschrift 617 der Stiftsbibliothek: Conrad von Würzburgs Trojanerkrieg von 1471, die er 1739 auf der Burg Haldenberg, einem st.gallischen Lehen zwischen Wangen und Isny fand (Sch., p. 200).
Geographische Angaben:von Magdenau