Hartmann, Aegidius (Franz Melchior) (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungHartmann, Aegidius (Franz Melchior)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Geburtsdatum:15.11.1691
Todesdatum:07.12.1776
Biographie:Geboren am 15. November 1691. Eltern: Anton Hartmann und Magdalena Weber. Er kam am 21. September 1706 nach St.Gallen. Seiner Aufnahme stand etwelche Schwierigkeit entgegen, da er «brevioris staturae esset et videretur defectuosus mit einem Sattelhals, ex Medici tamen attestatione nihil hoc obfuturum, sed facili remedio curandum.» Profess 29. Mai 1710. Subdiakon 10. Juni 1713; Diakon 22. Dezember 1714; Priester 19. September 1716. Primiz 11. Oktober 1716.

Am 10. November 1718 wurde er Unterarchivar, am 19. Juni 1719 Notarius Apost. 1720 wirkte er auch als Katechet. Am 21. Dezember 1720 ernannte ihn Abt Josef zum Archivar, welches Amt er mit dem folgenden Neujahr antrat. Von diesem Tage an bis 1728 war er auch Kapitelssekretär. Unter ihm begann die von Abt Josef angeordnete Reorganisation des Archivs, zu welchem Zweck er eigens am 6. Januar 1722 nach Fischingen ging, um die dortige Archiveinrichtung zu studieren. Von seinem Vater erhielt er am 12. November 1723 ein Messgewand zum Geschenk. Am 2. September 1726 wurde er Moralprofessor. Am 25. September 1727 erfolgte seine Ernennung zum Münsterpfarrer. Am 17. Oktober gleichen Jahres wurde er Brüderinstruktor. Schon am 18. September 1728 kam er als Pfarrer nach Rorschach, wo er bis im April 1740 blieb. Am 30. März 1740 wurde er Subprior und Brüderinstruktor; dazu wurde er noch am 8. November 1741 Münsterpfarrer und Kinderlehrer. Als Abt Cölestin am 8. August 1742 sich entschloss, persönlich alle Pfarreien zu visitieren, bestimmte er P. Aegidius zu seinem Begleiter. Am 20. Mai 1744 kam P. Aegidius als Pfarrer nach Gossau; blieb aber kaum ein Jahr dort, denn schon am 19. Februar 1745 erfolgte seine Ernennung zum Offizialen. In dieser Stellung blieb er bis zu seiner Erhebung zum Stiftsdekan, am 28. August 1747. Zugleich war er auch Mitglied des Regierungs- und Pfalzrates, Präsident des Appellationsgerichtes. Volle 20 Jahre versah er in ausgezeichneter Weise den Posten. Als Dekan war er 1755 und wiederum 1759 Vertreter des Abtes bei den mit Zürich und Bern in Baden und Frauenfeld gehaltenen Konferenzen, wo unter seiner tätigen Mitwirkung die Beilegung des langwierigen Toggenburgergeschäftes endlich zustande kam. Am 9. Juni 1767 kam er zu Abt Beda und bat ihn, da er nichts mehr lesen könne und kaum mehr etwas sehe, um Enthebung von seinem Amte. Der Abt sicherte ihm dies zu: «quamvis invitus hoc faciam et hunc virum vere pium, religiosissimum et disciplinae observantissimum per plures adhuc annos Decanum optassem, sed Deus ita disposuit, cujus Ssmae Voluntati me demisissime submitto et judicia ejus adoro.» Am 31. Juli gewährte ihm der Abt die erbetene Entlassung, nachdem er «20 Jahr einen Monath weniger mit höchstem Ruhm, Sorgfalt und Erhaltung der Disciplin» das Amt versehen hatte. Am 20. August gab P. Aegidius sodann, nunmehr Senior des Konvents, «den Ausstand wegen dem Decanat», wozu auch der Abt im Konvent erschien. Am 11. Dezember 1767 erhielt er von Rom aus das Privilegium, stets die «Messe de Beata oder de Requiem» zu lesen. Der Abt zog ihn noch öfters zu Rate. Er starb am 7. Dezember 1776. «Fuit vir undequaque egregius, Disciplinae monasticae observantissimus, insignis Concionator, vere pius et rectus.» Ein Zeitgenosse schreibt von ihm: «Vir licet statura brevis, gravis tamen, eximius antiquae Disciplinae Zelator, in Parochialibus praestans et praecipue insignis Practicus; populi simplicis amator, veteri scilicet simplicitate et ipse ornatus.» Ruggle, in seiner Geschichte der Pfarrgemeinde Gossau, sagt von ihm (p. 431): «Es muß dieser Priester ganz vortreffliche Eigenschaften gehabt haben. Iso Walser lobt ihn sehr. Hartmann war ein vortrefflicher Prediger, wie ein Engel stund er auf der Kanzel, und alles war voll Verwunderung und Staunen, wenn er predigte.»

Eine Festschrift auf sein Jubiläum: «In Jubiläum P. Aegidii Decani S. Galli», von 1766, kalligraphisch schön mit gemalten Emblemen geschmückt, hat sich in der Handschrift 1436 erhalten. Ebenso befindet sich eine weitere Festgabe: «Jubilus Cordis, Chordis, Voce et Organo ad anni jubilaei exordia Decantatus et Dedicatus PI. R. R. D. D. Aegidio Hartmann Pr. Monasterii S. Galli Decano meritissimo, Seniori venerandissimo sacerdoti jubilaeo a devoto Conventu ejusdem Monasterii Anno 1766 Die 8. Januarii» im Stiftsarchiv St.Gallen R 29 F 4/5.
Geographische Angaben:von Luzern