Müller, Mauritius (Kaspar Josef) (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungMüller, Mauritius (Kaspar Josef)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Geburtsdatum:12.02.1677
Todesdatum:16.09.1745
Biographie:Geboren am 12. Februar 1677. Er kam am 7. September 1693 nach St.Gallen. Profess 31. Mai 1696. Subdiakon 24. Mai 1698; Diakon 19. Dezember 1699; Priester 21. Mai 1701. Primiz 12. Juni 1701.

P. Mauritius erhielt am 15. August 1701 vom Abte Leodegar den Auftrag, die Klosterchronik weiterzuführen; ebenso beauftragte ihn der Abt am 27. März 1702, für das Jubiläum der Schweiz. Benediktinerkongregation die Festschrift auszuarbeiten. Daneben war er als Lehrer tätig. So erteilte er den aus Kempten gekommenen Fratres Philosophieunterricht, womit er am 27. Juli 1703 zu Ende kam; worauf er den eigenen Fratres Unterricht in der Beredsamkeit zu erteilen hatte. Am 3. Juni 1705 wurde er Professor der spekulativen Theologie. Am 7. April 1707 bestellte ihn der Abt zum Bibliothekar. Am 3. Juni 1708 und wiederum am 15. Juli 1709 erhielt er Weisung, den Fratres den Unterricht in der Beredsamkeit zu erteilen. In der gleichen Eigenschaft als Rhetorik- und Moralprofessor kam er im Herbst 1709 nach Pfäfers. 1710, am 16. August, ging er nochmals hin, um die Rhetorik zu lehren. Am 22. September 1711 kehrte er heim und wurde Bibliothekar. Als solcher erwarb er sich die grössten Verdienste um die Rettung der Bibliothek in den Wirren des Toggenburgerkrieges. 1712, am 10. Oktober, kam er als Theologieprofessor nach Rheinau, wo er 1710 bei der Einweihung der neuen Kirche gepredigt hatte; dann am 5. Dezember 1714 nach der Einsiedeln gehörenden Residenz in Bellenz. An beiden Orten war er als Lehrer tätig. Am 7. April 1719 wieder heimgekehrt, übernahm er am 29. Mai 1719 von neuem die Sorge für die Bibliothek, die stark gelitten hatte. Zugleich erhielt er und P. Anton den Auftrag, eine Lehrmethode für die untern Klassen auszuarbeiten. Am 21. Dezember 1720 verordnete der Abt, dass «die inferiores scholas nach dem Methodo, welchen P. Anton und P. Mauritius componirt haben, zu dociren seien.» Er war auch zweiter Pfarrer. Am 17. Juli 1722 schickte ihn der Abt mit Br. Abraham für fünf Wochen nach Berg, «weil die dortige Pfarrei in spiritualibus sehr abgegangen war.» Br. Abraham sollte ihm die Haushaltung führen. Er kam aber erst am 6. Februar 1723 wieder heim, worauf er am 24. Februar Pfarrer in Alt St.Johann wurde. Als der Abt ihn 1726 dort wegnehmen wollte, baten «Catholisch vnd Vncatholisch, den P. Mauritius ihnen nicht von der Pfarrei zu nehmen.» Doch wurde er am 6. Mai 1727 Pfarrer in St.Gallen. In St.Johann kam ein Weltpriester an seine Stelle. Da kamen am 23. September 1727 die von Alt•St.Johann in ziemlicher Anzahl zum Abte und baten ihn, ihnen wieder einen Religiosen als Pfarrer zu geben. Zwei Tage später musste P. Mauritius wieder als Pfarrer dorthin gehen. Am 27. Mai 1729 erfolgte seine Versetzung nach Peterzell. Wo immer er als Seelsorger tätig war, wirkte er durch sein freundliches Benehmen, seine Klugheit, besonders aber durch sein ausgezeichnetes Rednertalent mit grösstem Segen. Am 30. Januar 1732 kam er nach St.Gallen zurück, wo er am folgenden 30. Oktober Präfekt der Schüler wurde. Am 14. Januar 1734 wurde er nach Altstätten geschickt, «daß er ein Contract des Klosters und Clausur-Mauren Gebäu proiectire.» Am 1. September 1734 wurde er wieder Bibliothekar. Am 1. Mai 1735 finden wir ihn auf dem Wege nach Einsiedeln zur Benediktion des Abtes Nikolaus Imfeld und zur Konsekration der neuen Kirche. Am folgenden 5. August war er in Rheinau Prediger bei der Benediktion des Abtes Bernhard Rusconi. Zum 16. August 1736 lesen wir am Tagebuch des Abtes Joseph (II. 607): «Damit die Compositionen der Rhetoric desto geschleyniger könnte zum Druckh befördert werden, hab ich den P. Mauritium, welcher an diser arbeithet, von allem Chor bis an die Complet eximirt; soll also täglich in die Complet, vnd an Fest-Tagen in iene Tagzeiten in Chor kommen, wie es bey denen Professoribus gebräuchlich.» Am 23. Juli 1637 schickte ihn der Abt, da er gerade niemanden zur Hand hatte, als Beichtiger nach St.Maria in Wattwil, «der sich aber auf keine Weise dahin wollte schicken.» Am 4. Mai 1738 predigte er bei den Translationsfeierlichkeiten des hl. Pankratius in Wil. Im April 1740 versah er die Pfarrei Rorschach «ad interim»; war aber unpässlich und bat um Hilfe. Am 30. April 1744 hielt er die Predigt bei der Grundsteinlegung der neuen Kirche in Tübach. Um diese Zeit war er Küchenmeister in Wil; denn er kam am 19. Mai 1744 von dort her nach St.Gallen. Am 27. August 1745 treffen wir ihn krank als Küchenmeister in Rorschach, wo er am 16. September 1745 starb. Weidmann nennt ihn mit Recht einen der gelehrtesten und tätigsten Männer des Stiftes in dieser Zeit. – Ein Verwandter von ihm war P. Konrad Grüebler. Mit dem Mauriner P. Renat Massuet führte er von 1710-1714 einen Briefwechsel. Ebenso war er besonders befreundet mit Ratsherr Kaspar Wegelin, der 1712 und später manches aus Bibliothek und Kloster zu retten suchte für die rechtmässigen Eigentümer.
Schriften:a) Gedruckte:

1. Idea sacrae Congregationis helveto-benedictinae anno illius jubilaeo saeculari expressa et orbi exposita a musis Sanctgallensibus. Typis ejusd. pr. mon. S. Galli per Jacob. Müller. MDCCII. – Fol. 4 Bll. 72 S. 20 Kupfer und Titelkupfer (P. Gabriel Hecht del. Jac. Müller Aug. Vindel. sc.). Beigedruckt: Oratio pro adventu . . . Abbatum Congreg. Helvet. Benedictinae anno eiusdem congregationis jubilaeo in couventu S. Galli dicta (ohne Druckvermerk). Fol. 4 Bll. und Oratio in discessu . . . Abbatum pro supremo congregationis Helveto-Benedictinae ac saeculari anni coronide dicta in conventu S. Galli Anno 1702 (ohne Druckvermerk). Fol. 4 Bll. – Stiftsbibliothek St.Gallen S. III, 1. – Vadiana S.51 und 51a. – Zürich. Staatsarchiv IX, 33, 1. – Kantonsbibliothek Solothurn. – Stiftsarchiv Einsiedeln (Grolig).

2. Disputatio theologica de ipsa Ss. Theologia, ejusdem objecto primario Deo uno et trino . . . quam defendendam suscipiunt (Praeside P. Mauritio) . . . Nicol. Schmier, August. Hauser a Gleichenstorff, Anselm Boohl, Joachim Leyenmüller. In St. Gallo typis Jac. Müller Anno MDCCVI., 12°, 107 Bll. – Stiftsbibliothek St.Gallen (ohne Sign.) (Grolig).

3. Coelum novum et terram novam d. i. Neu-eröffneter irdsche(r) Himmel Und Himmlische Erden D. i. Einfältige Kirchenweyhungs Predig. In dem neu aufferbaunen den 12. October 1710 feyerlichstens Neueingeweyhten Tempels u. Kirchen vorgetragen (in Rheinau). St.Gallen 1711. Getr. b. Jac. Müller, 4°, 52 S. – Zürich. Zentralbibliothek RRa103 und Rheinauer Archiv Einsiedeln R 91 Misc. Van der Meer XVIII.

4. Leich- und Lobpredig bey feyerl. Jahrgedächtnis des Hochsel. u. tödtlichen Hintritts Geroldi Weyland Abbten zu Rheinau, Constanz 1736, 4°.

5. Des alten, neu vom Himmel herabsteigenden Jerusalem – bey Einweihung des neu und prächtigest erbauten Einsidlischen Gnadentempels. Einsiedeln 1736, 4°. (Nach einem Verzeichnis im Staatsarchiv St.Gallen, Nr. 2).

6. Ehren-Predig, gehalten zu Einsiedeln an dem Festtag der H.H. Aposteln Philippi u. Jacobi, Anno 1711. – 8°, 29 S. – Anhang zu den 1711 in Einsiedeln erschienenen Engelweihpredigten: Laus et Jubilatio Christo etc. – Stiftsbibliothek Einsiedeln X 326.

b) Ungedruckte:

1. Chronicon Monasterii S. Galli. Tomus IV. concinnatum a R. P. Mauritio Müller. Die Regierungszeit des Abtes Pius (1630-1654) umfassend. Die Handschrift 1241 der Stiftsbibliothek St.Gallen (Sch., p. 432). – Ein kürzeres Konzept, das aber nur bis 1652 reicht (XIX Cap.) befindet sich im Zürcher Staatsarchiv (Haller III. 1325).

2. Notae historicae in Necrologium s. Tabulas defunct. S. Galli cum Indice alphabetico. Geschrieben 1718, Mscr. 1445, Papier 8°, 383 beschriebene Seiten und 39 Bll. Register (Sch., p. 482). Das gleiche wohl befindet sich in Band 232 des Stiftsarchivs St.Gallen; wenigstens lautet der Titel gleich. – Ähnlich dürfte folgende Arbeit sein:

3. Notae in Necrologium seu Tabulas Defunctorum Monasterii S. Galli tum ex authenticis et antiquissimis Archivij Chartis, tum ex probatissimis et publicis Chronicis Mss. ac Rerum Sangallensium scriptoribus excerptae et compilatae ad Eruditionem cum Antiquitatis tum Jurium Monasterii S. Galli abs RR. PP. Jodoco Metzlero primum, deinde Mauritio Müller, Conventualibus S. Galli. Band 215 (b) des Stiftsarchivs St.Gallen.

4. Continuatio Historiae et de rebus S. Galli Liber XIII. Chronici nostri in Bernardo II. (Entwurf; Bruchstück p. 485 bis 585). – Staatsarchiv Zürich (Abteil. St.Gallen) X 81.

Von den bei Weidmann p. 150ff. erwähnten Arbeiten Müllers (s. auch oben) ist seine Anleitung zur Beredsamkeit, sowie seine Abhandlung De viris illustribus monasterii S. Galli, die als Fortsetzung zu Metzlers Arbeiten gedacht war, nicht mehr erhalten. In der Bibliothek befindet sich hingegen noch jenes chinesische Buch mit Abbildungen (Mscr. 1144; Sch., p. 415), von dem uns Weidmann (p. 150) berichtet, wonach P. Mauritius 1714 von Rheinau weg nach Italien ging, von wo er «mehrere gute Bücher brachte, wie auch eine sehr lange Streife von chinesischem feinsten Papier mit Buchstaben oder Schriftzügen der Bewohner von China. Einige halten die Schriftgebilde für ein Alphabet der Chinesen, andere für ein liturgisches Stück oder Gebet derselben.»
Geographische Angaben:von Wil