Ritter, Probus (Johann Ev.) (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungRitter, Probus (Johann Ev.)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Geburtsdatum:10.03.1590
Todesdatum:27.09.1629
Biographie:Geboren 10. März 1590. Eltern: Wolfgang Ritter und Martha Pfyl von Schwyz; arme aber rechtschaffene Leute. Durch Vermittlung von P. Joachim Wirth kam er mit 18 Jahren nach St.Gallen, obwohl er noch kein Latein konnte. Da er aber sehr fleissig und tugendhaft war, liess man ihn zum Noviziate zu. Profess 10. August 1610. Nach dem Noviziate kam er nach Dillingen, wo er die untern Studien vollendete, drei Jahre Philosophie studierte und sich dann der Theologie zuwandte. Als Philosophiestudent empfing er zu Dillingen die Subdiakonatsweihe, später als Theologe in Augsburg die Diakonats- und Priesterweihe. Seine Primiz feierte er in Dillingen, wo er auch Präfekt der Sodalität war. Zum Studium des Rechtes besuchte er Ingolstadt, wo er am 6. Juli 1619 in einer öffentlichen Disputation auftrat. Als Lehrer hatte er in Dillingen in der Philosophie Lorenz Forer S.J., in der scholastischen Theologie die Patres Stephan, Vitus und Johannes Mocquezio, in der Moral P. Mathias Mayle; in Ingolstadt hörte er Recht bei Joachim Denichius und Lorenz Menzel, alle Mitglieder der Gesellschaft Jesu. Während einer Ferie besuchte er mit Frater Augustin Rennhas die meisten Klöster in Bayern, wo sie überall «tanquam e coelo delapsi» aufgenommen wurden. Heimgekehrt war er zunächst 1619 Offizial und während zwei Jahren Novizenmeister, dann kam er am 8. Dezember 1623 für P. Robert Blödt, der mit P. Salomon Sigrist von Muri zur Durchführung der Reform in Disentis weilte, dorthin. Aber auch er erkrankte wie sein Vorgänger und kehrte schon am 18. Dezember wieder heim, worauf von St.Gallen P. Notker Bussy und von Rheinau P. Gabriel Hässy nach Disentis gingen. In Luzern hatte er dem Nuntius Alexander Scappi über den Zustand von Disentis zu referieren.

In St.Gallen wurde P. Probus zunächst Subprior. Als solcher machte er einen interessanten Exorzistenfall durch. Es galten drei oder vier Jungfrauen als vom bösen Geiste geplagt. P. Probus war ihr Beichtvater. Abt Bernhard befahl ihm nun, diese in der St.Otmarskirche an die Stelle zu führen, wo man die Gebeine des hl. Otmar verborgen glaubte. Durch sein Wüten zeigte der Böse an, dass dem wirklich so sein müsse. Man grub nach und fand die hl. Überreste, die in der Folge 1628 feierlich übertragen wurden. Doch gelang es P. Probus mit allen Exorzismen nicht, die Unglücklichen vom bösen Geiste zu befreien, worauf man sie P. Augustin Rennhas übergab (s. d.). Am 5. August 1625 wurde er Dekan. Im Verein mit Subprior P. Pius Reher und Statthalter P. Notker Bussy führte er während der Krankheit des Abtes Bernhard die Stiftsregierung.

Als in dieser Zeit das Kloster St.Johann abbrannte, liess er die dortigen Patres, die zunächst in einem benachbarten Hause wohnten, in das Haus des Hofammanns in Nesslau übersiedeln. Als 1629 die Pest kam, baten die Patres, zur grösseren Sicherheit nach dem neu erstellten Kloster in Sidwald ziehen zu dürfen, das freilich noch nicht fertig erstellt war. Man zögerte, dies zu erlauben, da man insbesondere die Feuchtigkeit in dem neuen Mauerwerk fürchtete. Am 21. Januar 1629 fand aber doch im Beisein von Dekan P. Probus der Einzug statt; doch erkrankten in der Folge auch hier, wie seinerzeit in Alt St.Johann, manche an der Kolik. P. Probus brachte auch Reliquien der Heiligen Otmar und Notker mit nach Neu St.Johann.

Wie P. Probus sich um die Auffindung der Reliquien des hl. Otmars bemüht hatte, so wirkte er besonders bei der 1628 veranstalteten feierlichen Übertragung der Reliquien der hl. Otmar und Notker mit. – Von Dillingen brachte er auch das Exerzitienbüchlein des hl. Ignatius nach St.Gallen, wo viele es mit grossem Nutzen gebrauchten. Nach dessen Vorbild schuf er aus den Kapitelsansprachen des Abtes Bernhard über die hl. Regel ein Betrachtungsbuch, das viel benutzt wurde. Einst sandte ihn Abt Bernhard zufolge eines gemachten Gelübdes auf eine Wallfahrt zur sel. Elisabetha Bona in Reutte. P. Probus brachte von dem Wasser mit, das Elisabeth aus dem Felsen geschlagen hatte. Der Abt trank davon und wurde von seinem Steinleiden geheilt. Zum Danke dafür sandte er aus dem Rorschacher Steinbruch einige Quadern für den Kirchenbau in Reutte.

P. Probus sorgte für die Drucklegung der von P. Magnus Brüllisauer besorgten deutschen Bearbeitung des Lebens und der Wunder der hl. Notker und Otmar. Ebenso liess er die von P. Magnus verfassten Statuten der St.Valentins-Bruderschaft, die Urban VIII. bestätigt hatte, drucken. Er verfasste auch eine Übersicht der Rezesse oder Constitutionen der Visitatoren. Auf seinen Rat bearbeiteten mehrere Patres ein Werklein von 100 Fragen über die Disposition der Beichtkinder. Er selber war lange Zeit Beichtvater der Klosterfrauen in Sankt Georgen und Notkersegg. Für die Laienbrüder, deren Instruktor er war, übersetzte er manches aus den Schriften des Alphons von Rodriguez und des P. Jakob de Paz. Als er Novizenmeister und Vestiarius war, betete er mit dem kranken Abte Bernhard viel und las ihm die hl. Messe. Er war überhaupt sehr bescheiden und sehr fromm; machte alljährlich die hl. Exerzitien, beichtete fast täglich. Daneben lebte er sehr mässig und war überaus eifrig in den Studien.

Als 1629 die Pest ausbrach und die Pfarrherren von St.Fiden und St.Georgen der Seuche erlagen, meldete sich P. Probus als Pfarrer nach St.Fiden. Von zwei Dienern begleitet, ging er am 23. August dorthin und wohnte, da das Pfarrhaus verseucht war, im Hause zum «Bäumli», wo er eine Kapelle einrichtete. Kamen Pestkranke oder -verdächtige zu beichten, so hörte er im Garten Beicht und gab ihnen auch dort die hl. Kommunion. Aber er suchte auch die Kranken in den Hänsern auf; benahm sich jedoch dabei immer sehr vorsichtig. Er war stets bereit zu helfen; im Tage kamen oft zehn und mehr Besuche. Er ging auch nach der St.Otmarskirche, wo er selber P. Ulrich beichtete und in einem eigenen Beichtstuhle andere beichthörte. Nach einem Monat wurde er in seiner Tätigkeit abgelöst durch Konrad Haberer von Zug, der vorher Pfarrer in Peterzell, später in Berg war. Heimgekehrt, machte er zuerst eine Quarantäne durch; es zeigte sich zunächst keine Ansteckung, aber bald darauf erkrankte er. P. Augustin war bereits der Pest erlegen, P. Plazidus sehr schwer krank. Er selber starb erbaulich und gottergeben am 27. September 1629. Abt Pius setzte ihm und seinen an der Pest verstorbenen Mitbrüdern 1645 ein Denkmal, das folgende Inschrift trug: «Obierunt RR. PP. DD. Probus Ritter, Decanus, Ss. Canonum Licent., P. Justus Senn, P. Hieronymus Keller et alii, qui peste laborantibus servierunt et prompte appetierunt Anno 1629, quibus Pius Abb. anno 1645 hoc monumentum posuit, sepulti sunt extra templum prope parietem, tribus tumulis. Irriperunt tres fortes castra Philistinorum et hauserunt aquam de Cisterna Bethlehem. 2. Reg. 23.»

Tres rapuere viri, Bethlehem de fonte liquorum
Aeternumque Decus tres meruere Viri.
Plus hi tres fecere Viri; sed gaudia Vitae
Aeternae pariter tres meruere Viri.
Pro lue tactorum vita, dum corpora pestis
Exagitat vitam tres posuere viri.

Ein anderer Mitbruder widmete ihnen die schönen Verse:

Tres animas dices, Lector, tria corpora dices,
Attamen in Tribus his, spiritus unus erat.

«Habitu fuit (P. Probus) corporis egregio, statura infra proceram, aspectu, qui animi velut imago est, honesto et gravi, capite crasso, oculis magnis, fronte lata, facie pallidiori, ut icterici – cui morbo ipse obnoxius erat – esse solent, caeteroquin firma semper valitudine, nisi quod semel et iterum nimiis studiis in morbum inciderit, non admodum diuturnum.»
Schriften:Disputatio juridica ex secundo Decretalium Gregorii IX. circa processum juridiciarium, quam . . . Praeside . . . Joachimo Denicho . . . pro Sacrorum Canonum Licentia propugnabunt Reverendi et Religiosi FF. Probus Ritter et F. Augustinus Rennhas Ord. S. Benedicti ex S. Galli Monasterio. Anno MDCXIX ad diem . . . Julij. Ingolstadii Typis Gregorii Haenlin. – 4 Bll., 27 S., 2 Bll. – Stiftsbibliothek St.Gallen. GG. M. VI. 13 Adl. 13. (Grolig).
Geographische Angaben:von Lichtensteig