Rüedlinger, Bonifaz (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungRüedlinger, Bonifaz
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

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Todesdatum:24.11.1627
Biographie:P. Bonifaz Rüedlinger von Sidwald im Toggenburg, wo sein Vater, Heinrich, ein treugesinnter katholischer Mann, Schreiber war. Die Mutter hiess Katharina Geiger. Profess 29. September 1604. Auch er machte seine Studien in Dillingen, wo er den berühmten Jeremias Drexelius S.J. zum Lehrer in der Rhetorik hatte. Drei Jahre widmete er sich dem Studium der Philosophie und Mathematik, dann der Theologie. In Dillingen wurde er am 20. Dezember 1608 Subdiakon. Die Diakonatsweihe empfing er in Konstanz am 19. September 1609. Ebendort wurde er am 22. Dezember 1613 Priester. Primiz am 28. Dezember 1613. Zuerst war er in St.Gallen seelsorglich tätig, dann finden wir ihn 1615 als Pfarrer in Stein (Rothenflue) und von 1616-1618 als Prior und Statthalter in St.Johann. Alsdann wurde er vom 2. Oktober 1618-1621 Statthalter in St.Gallen und hierauf Münsterprediger, bis ihn Abt Bernhard 1624 zum Bibliothekar und Aedilis ernannte. Er war ein ausgezeichneter Prediger; die ältern Patres verglichen ihn gerne mit Abt Joachim, dem er in Vortrag und Aktionen glich. Als Aedilis leitete er im Verein mit P. Bernhard Hartmann die Renovation des Gallusmünsters und den Neubau der St.Otmarskirche und der Sakristei. Zu diesem Zwecke sandte ihn der Abt am 3. März 1623 nach Konstanz, um dort die Sakristeien im Münster und in der Jesuitenkirche zu besichtigen. Er übertrug den Bau einer Orgel im Gallusmünster dem Markus Genser in Augsburg, ebenso die Anfertigung von silbernen Statuen der Heiligen Maria, Benedikt, Gallus, Otmar und Notker dem Goldschmied Johann Jakob Bayer in Augsburg, die er am 13. Dezember 1623 dort abholte. Auch die Pläne für ein neu zu errichtendes Klostergebäude schuf er, ebenso das Modell für den Neubau in St.Johann. Auch für Fulda schuf er ein Modell, das aber wegen dem Tode des Fürstabtes Bernhard nicht zur Ausführung kam. Zugleich war er ein ausgezeichneter Musiker, weswegen er auch mehrmals das Amt eines Kapellmeisters bekleidete. Auch erteilte er Unterricht in der Musik. Als hervorragender Schreibkünstler verfertigte er mehrere Choralbücher. Er schrieb auch in grossen Lettern die Namen der Heiligen über die Zellentüren. Ebenso verstand er sich auf die Nadelmalerei; eine Altardecke, die er einst, als er an der Kolik erkrankt war, anfertigte, erinnerte in der Krankenkapelle noch lange an ihn. «Ipse ut homo mirificus ampullae ori satis angusto girgillum imposuit, qui ad oris aut venti flatum convertebatur. Semel cultello deficiente, calamum scriptorium terebra temperavit.» Er verfasste ein Buch über das Beichthören, darin er die «genera ac species singularium peccatorum diversis coloribus artificio mirabili distinxit. Natura mire facetus quidlibet in iocum vertere potuit, interdum tamen et melancholia obruebatur.»

Im Jahre 1626 gehörte er zu den nach Fulda gesandten Patres, wohin er am 8. November kam. Dort wurde er Prediger in der Erlöserkirche. An einem Sonntage im Juli 1627 wurde er von einem Schlage getroffen; er erholte sich zwar etwas, so dass er die hl. Messe wieder lesen konnte, starb aber doch im nämlichen Jahre, am 24. November, erst 40 Jahre alt. Er fand sein Grab in der Nähe der St.Bonifaziusgruft, bei seinem hl. Namenspatron.

«Corpus habuit sublongum, robustum et bene compactum, vocem fortem ac claram, caput areis quidem deforme, sed tonsura monachali decorum, oculos claros ac mobiles, nasum gracilem et aquilinum, manus nervosas et instar corum duras, quas esti frigus acerbum esset, chyrothecis nunquam muniebat. Ingenium illi vividum excellens, acre, versatile et ad omnes casus compositum. Vir fuit integris moribus vitaque inculpata.»

P. Bonifaz verfasste gerne komische Gedichte; so schrieb er über eine von ihm als Statthalter von St.Gallen ausgeführte unterirdische Wasserleitung zum Fischteich in Gossau und wiederum über eine aufgeführte Wuhr bei der Mühle in Spisegg, «cantiuncula germanica lepidissima». Auch die 1621 an Johann Ledergerber (s. o.) vollbrachte Mordtat besang er in einem grössern deutschen Gedichte, das 14 Strophen umfasste und heute noch erhalten ist. Zwei Schwestern und eine Nichte von ihm waren bei den Franziskanerinnen, eine Schwester bei den Dominikanerinnen eingetreten.
Geographische Angaben:von Sidwald im Toggenburg