Hartmann, Bernhard (Johannes) (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungHartmann, Bernhard (Johannes)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Geburtsdatum:25.12.1581
Todesdatum:26.09.1665
Biographie:Geboren am 25. Dezember 1581 als Sohn des Urban Hartmann von Waldsee in Schwaben, Lateinlehrer in St.Gallen. Die Mutter war eine Barbara Egger von Tablat. Profess 8. September 1598. Er studierte in Dillingen und empfing das Subdiakonat in Augsburg am 20. Dez. 1603; das Diakonat in Dillingen am 17. April 1604 und ebendaselbst das Priesteramt am 25. März 1606. Seine Primiz feierte er am Weissen Sonntag, 2. April 1606. Er wurde Magister der Philosophie. Als Theologe wandte er sich besonders dem Studium der Hl. Schrift zu, weswegen er später oft Scripturarius, d. h. der Bibelfeste genannt wurde. Er konnte auch gut griechisch und hebräisch.

Im Kloster bekleidete er zunächst das Amt eines Vestiarius; ebenso war er Cellerar. 1608 wurde er daheim Fraterinstruktor. 1609 oder 1610 kam er als Novizenmeister und Prediger nach Rheinau, von wo er 1611 der Pest wegen wieder heimkehrte. Am 5. Juli 1612 betraute ihn Abt Bernhard mit der Statthalterei Rorschach und am 26. Juni 1614 mit jener von Neu-Ravensburg. Wie lange er dort war, ist nicht ersichtlich. Am 1. Dezember 1616 wird er Zuchtmeister in St.Gallen, wo er 1621 Statthalter ist. Als 1626 der Fürstabt Bernhard von Fulda einige St.Galler Konventualen zur Durchführung der Reform erhielt (s. o.), ging auch P. Bernhard, damals Subprior in St.Gallen, nach Fulda, wo er Prior wurde. Von dort brachte er 1629, als er mit P. Justus zurückkehrte, viele Reliquien nach St.Gallen. Er nahm alsdann die Patres Gregor Werlin, Robert Blödt und Mathäus Klump mit sich nach Fulda. Von hier aus wurde er als Dekan nach Hersfeld geschickt, wurde aber durch den schwedischen Krieg zur Rückkehr in die Heimat gezwungen. Hier übernahm er am 5. Februar 1632 die Statthalterei Rorschach, von wo er am 12. Mai 1633 als Dekan nach St.Gallen zurückberufen wurde. Nach dem Tode von P. Jodok Metzler musste er am 9. April 1639 die Statthalterei Wil antreten. Hier hatte er manchen Strauss mit den Bürgern von Wil auszufechten. Am 20. August 1656 feierte er in St.Gallen im Beisein der Äbte von St.Gallen, Einsiedeln, Pfäfers, Disentis, Muri, Rheinau, Fischingen, Beinwil, Weingarten und Ochsenhausen seine Sekundiz, wobei P. Modest Spiess geistlicher Vater, P. Markus Erler Diakon und P. Jakob Tschernemell Subdiakon waren. «Erat magnum gaudium» bemerkt dazu Abt Gallus in seinem Tagebuch. Als er am 31. August 1660 zur Rechnungsablage in St.Gallen erschien, veranstaltete der Abt eine eigene Feier zu seinem 80sten Geburtstage.

P. Bernhard hatte diese Ehrungen reichlich verdient. Überall, wo er wirkte, war er äusserst tätig und für die Rechte des Klosters sehr besorgt. Er erwarb neue Güter in Homburg, Ebringen, Glattburg, Wengi u. a. O.; daneben verbesserte er viele Grundstücke, insbesondere die Wälder. Er baute das Pfarrhaus in St.Georgen, restaurierte den Hof in Wil, in St.Gallen liess er die Räume für die Theologie, das Krankenhaus, das Dekanat renovieren, den Kapitelsaal erhöhte er um acht Fuss, im Refektorium brachte er zur bessern Durchlüftung neue Fenster an. Ebenso leitete er den Neubau der St.Otmarskirche, wo er eine neue Orgel erstellen liess. In Wil erneuerte er im Garten die uralte Kapelle. Bei all dieser Tätigkeit blieb er ein ausgezeichneter Religiose, der keine seiner geistlichen Obliegenheiten vernachlässigte. Er hielt sich stets an einen genauen Stundenplan. Daneben war er als guter Prediger bekannt.

P. Bernhard besass gute dichterische Anlagen und stellte auch eine Sammlung verschiedener Dichter zusammen. Für die Novizen schrieb er ein eigenes Erbauungsbuch. Die Kongregationsäbte ersuchten ihn, Leitsätze für die Gleichförmigkeit des Lebens in den Klöstern aufzustellen, was er auch tat. Nach einem arbeitsreichen Leben starb er am 26. September 1665 in Wil, 85 Jahre alt, und wurde dort in der von ihm wieder erbauten Kapelle beigesetzt. Folgendes Epitaph wurde ihm gewidmet:

Lustra decem et septem vixi; tibi prospice Lector!
Una tot enim tandem sustulit hora dies.

Ein Bruder von P. Bernhard war P. Berchtold Hartmann in Einsiedeln; ein anderer wurde Weltpriester und wirkte später als Pfarrhelfer in Sankt Fiden, wo er starb. Die Mutter heiratete in zweiter Ehe Beat Joachim Frey, st.gallischer Lehenvogt auf Oberberg. Sie war ob ihrer Wohltätigkeit sehr bekannt und starb im Alter von 82 Jahren als Witwe.
Schriften:1. Conciones, von P. Bernhard 1612-1618 gehalten. Von ihm ebenfalls die 1614 geschriebenen Notae de passione Domini. – Mscr. 1154, Papier 4°, unpag. (Sch., p. 417).

2. Harmonia Evangeliorum des Cornelius Jansen, Bischof von Gent. Geschrieben 1617 von P. Bernhard. – Mscr. 1173, Papier 12°, 172 Bll. (Sch., p. 420).

3. Ascetica, darunter: Dionysii Carthus. Documenta pro Religiosis; Regula S. Columbani; Cantilena Ratperti de S. Gallo latine reddita (von Jodoc Metzler übersetzt). Geschrieben von Friedrich Tschernemel und Fr. Jakob 1637). – (Sch., p. 422).

4. Instructio novitiorum et alia. v. P. Bernhard (geschrieben von Friedrich Tschernemel und Fr. Jakob 1637). – Mscr. 1350. (Sch., p. 451). Das gleiche in Mscr. 1351.

Durch P. Bernhard kam 1636 auch die Handschrift 369, einen Canon missae enthaltend, die für den Bischof Marquart II. von Berg von Augsburg gemalt worden war, nach St.Gallen. Er kaufte diese von einem schwedischen Soldaten und übergab sie Abt Pius. Die Handschrift weist zahlreiche Malereien von zartester Ausführung und grosser Naturwahrheit auf (Sch., p. 126/27). Cfr. Weidmann, p. 76.
Geographische Angaben:von Tablat