Tschudi, Columban (Johann) (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungTschudi, Columban (Johann)
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Geburtsdatum:25.11.1580
Todesdatum:27.05.1643
Biographie:Geboren am 25. November 1580 in Wil, wo sein Vater Melchior Tschudi Kanzler und Rat des Abtes war. Die Mutter hiess Verena Giezentanner. Profess 29. September 1597. Er machte die höhern Studien in Dillingen. Darum empfing er auch die Subdiakonatsweihe am 21. Dezember 1602 in Dillingen, die Diakonats- und Priesterweihe aber am 24. Mai 1603 und 4. Juni 1605 in Augsburg. In Dillingen erwarb er sich auch den Magistergrad der Philosophie und das Lizentiat in der Theologie. 1605 feierte er seine Primiz, und bekleidete in der Folge verschiedene Ämter. So war er 1607 Novizenmeister, 1608 und wieder 1616 Statthalter in Wil; nach Rothenflue versah er 1609-1611 die Pfarrei St.Johann.

Als der Bischof von Strassburg, Erzherzog Leopold von Österreich, der zugleich auch Commendatarabt von Murbach und der damit verbundenen Abtei Lüders war, diese Abteien reformieren wollte, erbat er sich von Abt Bernhard 1616 einige Religiosen zu diesem Zwecke. Dieser sandte ihm am 28. Februar 1616 P. Columban, der zuerst Vizedekan, dann Dekan und schliesslich Administrator der altberühmten Stiftung des hl. Kolumban wurde. 1622 finden wir P. Columban wieder in St.Gallen, wo er Statthalter ist. 1625, 6. Oktober, geht er wieder nach Murbach. Er sorgte vor allem für die Wiederherstellung der Disziplin und darum auch für eine gute Schule und guten Unterricht der Novizen, die er selbst lehrte. Die Professen sandte er nach Dillingen und St.Gallen in die Studien. Daneben vermehrte er den Kirchenschatz, besonders mit Reliquien; er selber verehrte vorab den hl. Simpertus und den hl. Deicola, den Abt von Lüders, von denen er auch nach St.Gallen Reliquien gab. Oft versah er selber das Amt eines Kapellmeisters. Für die unterstellten Klosterfrauen war er gleichfalls sehr besorgt. Nicht minder lag ihm die ökonomische Wiederherstellung des Stiftes am Herzen. Die Burg Gebweiler baute er wieder auf, die meisten Klostergebäulichkeiten erneuerte er oder vergrösserte sie. Die Silbergruben stellte er unter grossen Kosten wieder her. Von seinen Vorgängern entlehntes Geld zahlte er zurück; entfremdetes Eigentum verschaffte er dem Kloster wieder. Als 1633 die Schweden gegen das Elsass vorrückten, musste er mit seinem Konvent, der vorher durch die Pest schon schwer heimgesucht worden war, fliehen. Er kam zuerst im März 1636 nach Wil, dann im Juni 1642 nach St.Gallen, um hier einen guten Ausgang der Dinge abzuwarten, stets mit der Sorge um seine zwei Klöster beschäftigt. Vor Überanstrengung fiel er in eine schwere Krankheit, der er um 27. Mai 1643, 63 Jahre alt, im 14. Jahre seiner Administratur erlag. Er wurde beim Eingang in die «Capella nigra» begraben. Sein Grab schmückten die Worte der Hl. Schrift: «Scio quod Redemptor meus vivit. Job. 19. und Cum mortale hoc induerit immortalitatem, tunc fiet sermo qui scriptus est: Absorpta est mors in victoria. 1. Cor. 15.»

«Fuit statura parvus, vultu severiori, oculis et capite grandioribus, capillo et barba canis, natura aliquantum ferventiori, quam ad temperantiam domabat.» Stipplin berichtet auch über die von ihm in Murbach aufgenommenen 10 Religiosen, von denen 9 Patres und ein Bruder waren.

Ein Bruder unseres P. Columban war Abt Dominik Tschudi von Muri (1644-1653). Ein anderer, Melchior, Lizentiat der Rechte, wurde später st.gallischer Lehenpräfekt und nach dem Tode des Vaters Kanzler in Wil.•Ein dritter Bruder, Wilhelm, war Präfekt in Oberberg.
Schriften:Theses theologicae ex universis S. Thomae partibus collectae et in celebri Academia Dilingana ad publicam Disputationem ... Junii propositae Praeside P. Michaele Eiselin de Soc. Jes. etc. respondente F. Columbano Tschudi ex S. Gallo Baccalaureo Theologo formato Pro gradu Licentiae in eadem facultate obtinendo. Dilingae apud Joannem Mayer. Anno MDCVII, 8°, 2 Bll., 39 S. – Stiftsbibliothek St.Gallen, GG. M. VI, 6 Adl. 6 (Grolig).

P. Columban soll auch in Murbach seine Betrachtungen eigenhändig niedergeschrieben haben. – In Band 195 des Stiftsarchivs St.Gallen (p. 207) findet sich auch ein lateinisches Gedicht zum Geburtstag unseres P. Columban von Georg Braecker.
Geographische Angaben:von Glarus