Schaller, David (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungSchaller, David
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

Zusatz-Infos

Informationsbereich

Geburtsdatum:05.1581
Todesdatum:26.08.1636
Biographie:Geboren 1581 im Mai (?). Ein Verwandter von ihm, Lorenz Schochner, war Präfekt in Oberberg; dieser brachte ihn früh nach St.Gallen an die Klosterschule. Während der Pest von 1594 kehrte er aber wieder nach Hause zurück. Mit 15 Jahren wurde er sodann Novize und legte am 29. September 1597 Profess ab. Abt Bernhard sandte ihn nach Dillingen in die Studien, wo er auch am 7. Dezember 1602 die Subdiakonatsweihe und von da aus an Pfingsten 1603 in Augsburg die Diakonatsweihe empfing. Dann kehrte er heim und wurde zunächst dem P. Jodocus im Vestiarium und P. Bartholomäus, der Cellerar war, als Gehülfe beigegeben. 1603 ging er mit P. Joachim Wirt und P. Balthasar Schlory nach Rheinau, um dort vor allem im Chor mitzuhelfen und zugleich bei P. Balthasar Unterricht im Bücherschreiben zu empfangen. Mit P. Balthasar kam er wieder nach St.Gallen zurück und begann hier mit dem Schreiben der Choralbücher. Bald kam er jedoch als Kustos nach St.Johann, wo er ein grosses Antiphonar schrieb. Erst jetzt wurde er nach Konstanz geschickt – mit dem St.Gallen eben damals einen grossen Streit durchfocht – um hier die Priesterweihe zu empfangen. Die Primiz feierte er am 6. Januar 1605 in St.Johann, der auch der Abt von St.Luzi, Simon Maurer (1603-24) beiwohnte, der ihm sehr zugetan war. Geistlicher Vater war P. Erasmus von Altmannshausen. Doch befiel ihn bald in St.Johann die Kolik, die ihn zwang, zuerst nach Wil, dann nach St.Gallen zu gehen. Obwohl sehr geschwächt, versah er doch das Vestiarium und als Kustos die Sakristei. Von seinem Vetter, der Stadtphysikus in Feldkirch war und den man zur Beseitigung der Kolik nach St.Johann berufen hatte, erwarb er wertvolle Kenntnisse in der Heilkunde, die er in der Folge mit grossem Nutzen verwendete. Er befasste sich gerne mit dem Destillieren von heilkräftigen Wassern, wozu er die irdenen Gefässe selbst anfertigte.

Als Abt Bernhard 1626 auf Bitten des Fürstabtes von Fulda, Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg, sechs Patres zur Durchführung der Reform nach Fulda sandte, war P. David dabei. In Fulda wurde er Kustos und Gebäudeinspektor. Er schnitt eigenhändig dem Fürstabt die Tonsur und bekleidete ihn mit dem in St.Gallen gebräuchlichen Gewande. Als der Abt in seiner Eigenschaft als Erzkanzler der Kaiserin, die Gemahlin Ferdinands II., Leonora, Herzogin von Mantua, in Regensburg krönte, assistierte dabei P. David, «pretiosissime super amiculum lineum amictus, omni sua vita numquam gloriosior». Er begleitete auch sonst den Fürstabt bei seinen Reisen, da ihn dieser als Arzt gebrauchte. Jeden freien Augenblick aber benützte P. David zur Regelung des Breviers und zum Schreiben von Choralbüchern.

Als Gustav Adolf heranrückte, sandte ihn der Abt mit P. Robert Blödt und sechs Fratern und 13 Kandidaten zuerst nach Murbach, dann nach Rorschach. Der Abt kam später selber für zwei Monate dorthin und ging von da in Begleitung von P. David und P. Robert nach Wien. Mit kaiserlichen Briefen versehen, suchte er alsdann Wallenstein auf, der bei Regensburg lag, um von diesem Mannschaft zu erhalten, die ihn mit bewaffneter Hand nach Fulda zurückbegleiten würde. Am Tage der Schlacht von Lützen, die auch Gustav Adolf den Tod brachte, wurde der Fürstabt, wie es heisst, von einem seiner Vasallen erschossen. Die beiden St.Galler Patres brachten seine Leiche nach Regensburg, wo sie begraben wurde. Dann kehrten sie über das Tirol nach St.Gallen zurück.

Hier wurde P. David zuerst Küchenmeister, dann Kustos. Als solcher errichtete er in der St.Otmarskirche für die Karwoche ein neues heiliges Grab, ebenso einen neuen Tabernakel. Abt Pius ernannte ihn am 16. Januar 1634 zum Subprior des Stiftes, welches Amt er bis zum 4. Mai 1636, kurz vor seinem Tode, versah. Der Subprior war meist zugleich auch Novizenmeister. Wahrscheinlich erlitt er kurz vor seinem Rücktritte einen Schlaganfall, der ihn der Sprache fast beraubte. Dazu kamen grosse Kopf- und Magenschmerzen. Ein neuer Schlaganfall führte am 26. August 1636 den Tod herbei. P. David war 56 Jahre alt geworden. Auf seinem Grabsteine, den ein damals in St.Gallen lebender Einsiedler, Bruder Klaus geheissen, der am 2. April 1638 in Rorschach eines heiligmässigen Todes starb, gemeisselt hatte, brachte man die Inschrift an:

Scriptor eram custosque sacrae bene providus aedis,
Nun templa in Coelis splendidiora placent.

«Statura fuit procera, rubicunda facie, vultu desiderabili, naso oblongo et acuminato, varis pedibus. Corpus habuit robustum, membra fortia ac nervosa, manus pilosas. Grandior aetate totus incanuit, dentes primores emisit. Vitam sine aliquo corporis languore, exceptis Colicae torminibus traduxit. Verus amator fraternitatis exstitit, pacis et concordiae adeo studiosus, ut nullum unquam re vel verbo contristarit, laboriosus insuper omnino otium omne fugiebat. Precibus ac piis animi commentationibus apprime deditus, libellos aliquos, qui in manibus habentur, sacrarum Lytaniarum variarumque orationum selectarum, pro usu quotidiano, eleganti ac diverso charactere ac colore sibi ipsi, conscripsit. Multus in libris asceticis legendis, Antonium Suequet e Soc. Jesu, De via aeternae vitae et Gabrielem Juchinum Canonicum regularem, De quatuor hominis novissimis familiarissimos habuit. Tametsi ipsi ut jam seni, quam juveni propior, aliquanto morosior, vitam quietam et solitariam plurimum diligebat, in conversatione tamen, et solita animorum recreatione iucundus et valde affabilis, ut tempus occasioque ferebat, esse poterat.»

– Das Nekrologium nennt ihn: Egregius scriptor et Custos S. Galli. Ein Bruder von ihm, namens Peter, war Laienbruder in Kremsmünster, ein ausgezeichneter Schnitzler.
Schriften:1. Martyrologium Romanum Gregorii XIII. Geöchriehen von P. David 1607. – Mscr. 1187, Papier 12°, unpaginiert (Sch., p. 422).

2. Orationes et litaniae S. Galli. Geschrieben von einem "David monachus" 1607, der jedenfalls identisch ist mit P. David Schaller. – Mscr. 1465, Papier 8°, gehörte nach St.Johann (Sch., p. 484).

3. Antiphonarium in usum Chori monasterii S. Galli. Geschrieben 1614 von P. David. 2 Bände in Grossfolio. – Mscr. 1768, Perg. 191 S. XXXIII fol.; Mscr. 1769, fol. 403 und LXVII S. (nicht in Sch.).
Geographische Angaben:von Überlingen