Hengartner, Udalricus (Personen\St.Gallen, Konventualen)

 

Grunddaten

ThesaurusPersonen
BezeichnungHengartner, Udalricus
Beschreibung
QuelleRudolf HENGGELER, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St.Gallen, Zug 1930 (Monasticon-Benedictinum Helvetiae 1).
 

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Todesdatum:29.06.1633
Biographie:Er stammte von armen, aber frommen Eltern ab. Erst mit 18 Jahren fing er an Latein zu lernen unter Urban Hartmann, Magister der Philosophie, der damals in St.Gallen für die umliegende Jugend den ersten Lateinunterricht erteilte. Wegen seinen Fähigkeiten nahm ihn Abt Joachim an die Klosterschule, worauf er ihn zur Vollendung der Studien nach Dillingen sandte. Dann trat Ulrich in St.Gallen ins Noviziat ein und legte am 18. September 1588 seine Profess ab. Hierauf kam er aufs neue nach Dillingen in die philosophischen und theologischen Studien. Ob er Doktor der Philosophie wurde, wie Scheiwiler sagt, scheint mir fraglich zu sein. Subdiakon 1591; Diakon und Priester 1592. Zuerst versah er hierauf die Pfarrei Grub, wo durch Abt Joachim der katholische Gottesdienst wieder hergestellt worden war. Wahrscheinlich war er hierauf Pfarrer in Nesslau (1595-?) und Hennau (1595-1600?), wenn auch die von Rothenflue angegebenen Daten kaum stimmen können. 1595, 30. Januar, wurde er Dekan, welches Amt er 24 Jahre lang bekleidete. Als solcher half er Abt Bernhard in der Durchführung der Reform. Daneben wirkte er durch 40 Jahre als Münsterprediger. Seine Predigten, von ihm eigenhändig geschrieben, wurden wohl aufbewahrt, sind aber heute nicht mehr vorhanden. Ebenso zeichnete er sich als guter Beichtvater aus, indem er sich besonders der Skrupulanten annahm. Auch um die Konvertiten bemühte er sich sehr, musste aber den Schmerz erleben, dass seine eigene Schwester einen protestantischen St.Galler heiratete und abfiel. Über die Askese P. Ulrichs wird viel berichtet. Hoch schätzte er besonders die Keuschheit; er geisselte sich dreimal wöchentlich, trug stets ein Cilicium, zeitweise eine eiserne Kette, um sein Fleisch zu kreuzigen. Ebenso streng waren seine Fasten; er genoss wenig Wein und schlief auf einem harten Bette. Sein Schlaf wurde zudem durch viele Nachtwachen unterbrochen. Die Armut liebte er nicht weniger. Besonders aber war er ein grosser Beter und Verehrer der hl. Reliquien. Er beichtete fast täglich und sprach am liebsten von heiligen Dingen. Viel und gerne las er in der Hl. Schrift. Zur Mutter Gottes trug er eine kindliche Verehrung; 10 Jahre lang hielt er stets ihr zu Ehren die ½ 7 Uhr- oder sogen. Gattermesse. Eine Zeitlang war er auch Novizenmeister. In spätern Jahren trug er sich sogar mit dem Gedanken, zu den Karthäusern zu gehen, stand aber auf inständiges Bitten seiner Umgebung davon ab. Er lichte besonders die Kapuziner, die ihn am 5. November 1595 zu ihrem geistlichen Bruder annahmen.

Abt Bernhard, dessen rechte Hand er war, zog ihn viel in seinen Geschäften heran. So musste er in einem Prozess um Neu-Ravensburg nach Ulm; in einer Streitsache mit den im Thurgau regierenden Orten führte er die Verhandlungen. Auch der grosse Jurisdiktionsstreit mit Konstanz nahm ihn stark in Anspruch. Bei der Ausscheidung der beiden Appenzell, wie in der Streitsache der reformierten Wildhauser war er tätig. Als Abt Bernhard 1611, dem Drängen seines Konventes nachgehend, zur Zeit der Pest, das Kloster verliess, führte P. Ulrich mit andern die Verwaltung der Abtei. Auch 1629 blieb er während der Pest in St.Gallen.

P. Ulrich war viel kränklich; er hatte einen Unterleibsschaden und auch Geschwüre am Bein. Ebenso litt er an Magenbeschwerden. Nach einer heftigen Krankheit starb er eines heiligmässigen Todes am 29. Juni 1633, 65 Jahre alt. Sein Grab schmückte die Inschrift:

Viatori ! An vitam, an mortem quaeris, moriture Viator? Non vitam, nomen quaere, Beatus eris.

Ihm wurde auch folgendes Epitaph gewidmet:

Carnales sumpsisse dapes quam pluribus annis,
Non vis, ad Superos quam petis esse cibos.

«Quod ad corporis ipsius habitudinem attinet statura ipsi justa fuit, matura in ore gravitas, frons passa et explicata facies, quam pallor exsanguis inedia collectus commendat. Visu fuit acuto, extremis tamen vitae annis lecturus orbibus ocularibus utebatur. Vocem habuit claram et licet non adeo Musicae peritus, libenter tamen canebat. Vir fuit sibi imperiosus et victor sui, in regimine positus minime suspiciosus, religiosos omnes adeo amabat, ut si forte aliquem ad S. Gallum venire contigisset, qui se non visitaret, aegerrime ferebat.»
Geographische Angaben:von Bernhardzell