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Todesdatum: | 1706 |
Biographie: | Er war von Sursee. Nachdem die Abdankung des Abtes Justus am 6. März 1677 bekannt gegeben war, wurde bestimmt, dass die drei Fratres, die noch keine Weihen hatten, nicht an der Wahl teilnehmen sollten. Darüber stritt man sich am folgenden Tage hin und her, bis die drei zugelassen wurden. Es kam zugleich ein Kompromiss zustande, wonach die Äbte von Einsiedeln und Muri in Verbindung mit dem abgesetzten Abte die Wahl vornehmen sollten, die aber nur dann Gültigkeit hatte, wenn sie einstimmig ausfiel. Am 8. März schritten diese zur Wahl. Zuerst wurde P. Antonin von Beroldingen aus Sankt Gallen, der bisherige Dekan, vorgeschlagen, doch konnten sich die drei Äbte nicht einigen; dann kam P. Bonifaz Weber aus Muri, der früher Ökonom in Pfäfers gewesen, in Vorschlag, aber diesen wollte der Abt von Muri nicht hergeben. Schliesslich wurde der Dekan von Einsiedeln, P. Bonifaz Tschupp, in Vorschlag gebracht, zu dessen Wahl Abt Augustin nur ungern seine Zustimmung gab. Dieser hatte seinen Abt nachPfäfers begleitet. Nach kurzer Unterredung der beiden gab der Dekan auf dringliche Bitten aller seine Einwilligung. Dem folgenden Te Deum und feierlichen Mittagsmahl wohnten - gewiss etwas Unerhörtes - drei Äbte des Klosters: Beda Fink, Justus Zink und der Neuerwählte, bei. Abt Bonifaz ging zuerst nach Einsiedeln zurück, kam aber am 19. März wieder nach Pfäfers. Mit ihm kam P. Konrad Schindler aus Einsiedeln als Philosophieprofessor und Frater¬instruktor. Am 3. Mai empfing der Abt durch den Bischof von Chur, der die Wahl am 22. März bestätigte , unter Assistenz der Äbte von Einsiedeln und Muri die Benediktion in Pfäfers. Am 6. Mai verliess P. Antonin von Beroldingen Pfäfers, dafür kam am 18. Juni P. Michael Lang aus Einsiedeln als Dekan in das Stift. Bonifatius (Johann Jodocus) Tschupp stammt aus Sursee, wo er am 30. Dezember 1628 geboren wurde. Er legte am 6. Januar 1645 in Einsiedeln Profess ab. Subdiakon 12. März 1650; Diakon 23. September 1651; Priester 8. März 1653. Am 8. Mai 1654 wurde er Custos, 1657 Professor der Philosophie und 1659 der Theologie. Abt Plazidus Reimann, der grosse Stücke auf ihn hielt, bestellte ihn 1660 zum Offizialen und am 30. Dezember 1664 zum Subprior des Stiftes. Doch schon 1665 wurde P. Bonifaz Statthalter in Pfäffikon, von wo er den 28. November 1670 in gleicher Eigenschaft nach der Herrschaft Ittendorf (Grossherzogtum Baden) kam. Am 11. April 1672 berief ihn Abt Augustin Reding wiederum als Subprior nach Einsiedeln, wo er schon am 28. Juni 1673 Dekan wurde. Abt Bonifaz trat in Pfäfers an eine sehr schwierige Aufgabe heran. Die sieben Orte versicherten ihn schon am 13. März 1677 ihres Schutzes. Später, am 22. Juni 1696, erlangte er auch von Kaiser Leopold I. wiederum die Bestätigung der Privilegien des Gotteshauses. Vor allem galt es, die innere Reform des Gotteshauses an die Hand zu nehmen. Dabei drang der Abt besonders auf die Beobachtung der Mässigkeit. Der Reform sollte vorab eine engere Verbindung mit Einsiedeln dienen, fürdie Abt Augustin Reding sehr eintrat. Das Kloster Pfäfers wurde deshalb von Rom aus 1682 auf 30 Jahre dem Stifte Einsiedeln inkorporiert. Ein gegenseitiger Austausch von Konventualen sollte stattfinden, um so gleichsam eine «Blutauffrischung» durchzuführen. Eine solche Verbindung sah man in Pfäfers natürlich sehr ungern. Das gute Verhältnis zum Abte wurde dadurch für einige Zeit getrübt. Den 26. Februar 1689 schloss er darum mit dem Kapitel einen Vertrag, in dem genau geregelt wurde, was dem Abte mit und ohne Zustimmung des Kapitels vorzunehmen erlaubt sei. (Den Wortlaut s. Beilage I). Kaum war indessen Abt Augustin Reding tot (13. März 1692), so wurde die Union wieder aufgelöst. Den bereits begonnenen Klosterbau vollendete Abt Bonifaz und schloss ihm die schöne Klosterkirche an, die heute noch über ihrem Eingang und am Chorbogen das Wappen ihres Erbauers trägt. Am 10. Oktober 1694 konnte das Gotteshaus eingeweiht werden , für dessen Ausstattung Abt Bonifaz eifrig tätig war. Auchin Vättis baute er eine neue Kirche, die am 27. September 1697 eingeweiht wurde. Auch in Ragaz begann er den Bau eines neuen Gotteshauses, das aber erst unter seinem Nachfolger vollendet wurde. Die Badegebäulichkeiten wurden ebenfalls baulich erweitert. Abt Bonifaz war ein so vorzüglicher Haushalter, dass er nicht bloss die grossen Summen für die Neubauten (ca. 24'000 fl.) aufbringen, sondern auch eine Schuldenlast von über 40'000 fl. tilgen und seinem Nachfolger noch ebensoviel in bar hinterlassen konnte. Natürlich blieben dem Abte auch verschiedene Rechtshändel nicht erspart. Das führte dazu, dass unter ihm, wie Simon schreibt, besonders den Übergriffen der Landvögte gegenüber, «um diesem entgegenzuarbeiten gegen Ende des 17. Jahrhunderts von eifrigen Konventualen eine Reihe von Rechtsabhandlungen abgefasst wurden, welche alle den Zweck hatten, die Hoheitsrechte des Klosters zu verteidigen. Dabei müssen sich die Mönche nicht gescheut haben, wenn eine Rechtslage zu Zweifeln Anlass gab, dieselbe durch untergeschobene Urkunden zu ihren Gunsten umzuändern. Aus dieser Zeit stammt der grosse Fälschungsskandal, welcher während langer Zeit an der eidgenössischen Tagsatzung verhandelt wurde.» Dabei ist nun allerdings zu beachten, dass die eigentliche Grundlage für diese Fälschungen durch das sogen. Transsumptbuch des P. Karl Widmer von 1656 stammt, also aus der Zeit vor Abt Bonifaz, und der von Simon angezogene Fälschungsskandal erst unter die Regierung seines zweiten Nachfolgers, Ambros Müller (s.d.), fällt. Richtig ist, dass unter Abt Bonifaz I. die Patres Gerold Schwyter und Fintan Lienhardt eine Reihe von Arbeiten über die Rechtsamen des Stiftes, Urbarien u. dergl. verfassten; ihre Tätigkeit auf diesem Gebiete dürfte aber einwandfrei sein. Abt Bonifaz starb am 19. November 1706, betrauert wie keiner seiner Vorgänger und Nachfolger, gefeiert als der zweite Gründer von Pfäfers. Die Kapitelsakten sagen zu seinem Tode: «Bonifacius I. qui re et nomine Bonifacius fuit. Religiosus et doctrina et pietate consummatus. Princeps omni ex parte laudandus sed praeter alia etiam commiserandus, quod in perturbatissima et Fabariae iniquiora tempora inciderit, ad regimen Monrii egestate et aere alieno pressi ex Eremo Bmae Virginis postulatus. Inter omnes tamen anfractus ipse Monrium et in spiritualibus et in temporalibus egregie erexit restituitque.» Und das Nekrologium bemerkt: «Vir in doctrina et pietate praestantissimus, Disciplinae monasticae zelator indefessus, monasterii vix non agonizantis Restaurator et novae Basilicae Conditor.» Sein Grab findet sich heute noch in der unter dem rechten Seitenschiff der Kirche gelegenen St. Magdalenenkapelle. Es trägt die Inschrift: «Bonifacium I. Heu, quantula Urna capit! Ne tamen Fabariae Principem metiare a Saxo, quo tegitur: Nam Coelum replet Anima et terras Fama. Cuius sub Bono Gentilitiae Crucis Malo, Septena Aetatis Decade prope exacta, Hoc allisa tandem ad Saxum Cymba est Anno MDCCVI die XIX. Novemb. Nec mirum! Remum enim excussit Mors, Remigandi artis ignara, quia caeca. Eliciter tamen: Quippe Merces ad Mercedis Portum eiectas, Coelo transcripsit; Relicta et suis tum Augusta Coelitum Aede, Quam construxit; Tum magna Virtutum et Felicitatis Dote, Quam per sex fere Lustra, Quibus sedit ad Clavum, Continuato Labore comportavit. Quo demum defessus, saxeo sopitus in Lecto Hoc, Recubuit. Quam in Amoris signum Eidem stravit Illustrissimus et Nominis et Imperii Haeres Bonifacius II. Dic ergo Viator: Suaviter quiescat. Das Porträt des Abtes hängt in der Pflege anstalt St. Pirminsberg im Treppenaufgang zum Frauenhause. Der Briefwechsel des Abtes (ca. 100 Briefe) aus seinen ersten Regierungsjahren findet sich in Pf. B.A. Nr. 105; weitere 110 Briefe enthält Nr. 1226 des Pf. U. A. Ein Formel- und Copialbuch aus der letzten Regierungszeit des Abtes (von 1703 an), findet sich in Nr. 32b des Pf. B.A. (Papier Folio 82 Bll., wovon Bl. 12-65 beschrieben). Über die Bautätigkeit des Abtes gibt der von P.Fintan Lienhard verfasste Bauw-Rodel (Pf. B.A. Nr. 74) Aufschluss; vgl. darüber auch Nr. 1349 des Pf. U.A.: «Verzeichniss, was die Neuve Kirche zu Pfefers, von dem H. Fürsten u. Herrn Bonifacis I. erbauet, gekost habe.» |
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