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Todesdatum: | 29.03.0814 |
Biographie: | Seine Regierung begann wohl kurz vor dem 8. November 782 und dauerte bis zu seinem Rücktritt, der in die erste Hälfte von 784 fällt. Nach Beyerle entstammte er einem vornehmen austrasischen Geschlechte, dem zwei Erzbischöfe von Trier und zwei fromme Frauen des adeligen Damenstiftes Pfalzel an der Mosel zugehörten. Man hat ihn sogar für ein Mitglied des Karolingerhauses selbst gehalten.Wann er in Sankt Gallen eintrat, ist nicht sicher; mit Waldo decanus atque monachus, dem Schreiber der Urkunden von 750 und 760 , ist er kaum identisch, umso eher dafür mit Waldo diaconus, von dem wir aus den Jahren 770-782 (11. Januar) 16 Urkunden besitzen. Damit stimmt auch, was Ratpert, der ihn einen virum sapientem nennt, bemerkt: nam scriptor erat eximius (c. 9). Wie Ratpert berichtet, wurde er von den Brüdern gewählt, wenn auch seine Behauptung, dass Karl die Wahl bestätigt habe, zweifelhaft ist. Auf jeden Fall verstiess die Wahl gegen die Rechte des Bischofs. Egino, der Nachfolger des Johannes auf dem bischöflichen Stuhle in Konstanz, suchte denn auch seine Rechte auf St.Gallen als bischöfliches Kloster zu wahren. Darüber kam es zum Streit zwischen Bischof und Abt. König Karl – dessen Bestechung durch Egino wohl von Ratpert resp. der klösterlichen Tradition erfunden ist – wollte dahin vermitteln, dass der Abt – wie es rechtlich auch richtig – die Stelle des Bischofs vertreten sollte. Aber Waldo konnte sich dazu nicht verstehen und zog es vor zu gehen. Er zog sich mit der Zustimmung Karls auf die Reichenau zurück. Nach dem St.Galler Äbtekatalog und Hermann dem Lahmen hätte Waldo 1 ½ Jahre regiert; der Rücktritt müsste also in der ersten Hälfte des Jahres 784 erfolgt sein. Urkundlich wird er als Abt von St.Gallen nur einmal erwähnt, am 8. November 782, wie die Urkunde wahrscheinlich zu datieren ist.
Über die weitern Schicksale Waldos geben uns P. Emmanuel Munding: «Abt Bischof Waldo, Begründer des goldenen Zeitalters der Reichenau» ; und Beyerle K.: «Zur Einführung in die Geschichte der Reichenau. Von der Gründung bis zum Ende des freiherrlichen Klosters 724-1427»; in: «Die Kultur der Abtei Reichenau» Aufschluss. Freilich, wenn Beyerle dort annimmt, Waldo sei nicht Mönch, sondern nur Kleriker in St.Gallen gewesen , da er im Liber Promissionum fehle – wenn man nicht Watto für Walto lesen will – so steht dem doch das Zeugnis Ratperts (c. 8) entgegen, wonach die Mönche Waltonem concoenobiotam (suum) ... sibi abbatem constituerunt. Dass Waldo in der Reichenau nicht Profess ablegte – da er in den dortigen Listen fehlt – dürfte nicht verwunderlich sein. Ob er gleichsam als «Anwärter» auf die Abtswürde nach der Reichenau gekommen, wie Beyerle meint, dürfte wohl nicht so sicher sein. Sicher ist, dass mit Waldo die Blütezeit des Inselklosters beginnt, nachdem er dort 786 Nachfolger des Abtes Petrus geworden war. Er wurde der eigentliche Begründer der Bibliothek daselbst; auch begann er den Bau des Münsters. Bei Karl dem Grossen stand er jedenfalls in grossem Ansehen, was auch daraus erhellt, dass Karl ihn Papst Hadrian empfahl und ihm seinen damals 10-jährigen Sohn Pipin, der bereits König der Langobarden war, zur Erziehung anempfahl. Als Erzieher des Prinzen kam Waldo nach Pavia, wo er bald Bischof wurde, wie Munding neuestens nachgewiesen hat. Wahrscheinlich hat er neben Pavia – wenigstens zeitweise – auch noch die Verwaltung des Bistums Basel inne gehabt, wenn er auch nicht Bischof dort war. Da er zugleich Abt von der Reichenau blieb, brachte er anno 800 eine Gebetsverbrüderung mit St.Gallen zustande. Auf seine Bitten hin nahm der Kaiser anno 801 Waldo das Bistum Pavia ab, so dass er wieder auf die Reichenau zurückkehren konnte. Doch anno 806 berief ihn der Kaiser als Abt an das erste Kloster im fränkischen Reiche, nach St. Denis bei Paris. Hier starb Waldo am 29. März 814 und wurde in einer Apside der dortigen Klosterkirche beigesetzt. Noch 100 Jahre nach seinem Tode brannte eine Ampel an seinem Grabe. |
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